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haben, mit den Worten: „um das himmlische Eden nicht zu verlieren, betrete ich dieses nicht.“ Eine Moschee heiliget die Stelle, wo er dieses gesprochen.

Damaskus (Damaschk), einst Hauptstadt des Chalifats, jetzt die des türkischen Paschaliks, ist eine der ältesten Städte der Welt. Die Zeit ihrer Gründung ist unbekannt; schon vor 4000 Jahren war sie volkreich und groß. Ihr jetziger Umfang ist etwa 3 Stunden. In frühern Zeiten viel dichter bevölkert gewesen, hat sie gegenwärtig immer noch 140,000 Einwohner, und ist nach Constantinopel und Cairo die volkreichste Stadt des ganzen türkischen Reichs.

Das Innere von Damask ist schmutzig, eng, winklicht, wie das aller türkischen Städte. Nur eine einzige Straße ist schnurgerade, gut gepflastert, eine halbe Stunde lang und ziemlich breit. Es ist dieselbe, deren in der Apostelgeschichte, 2. Cap., Erwähnung geschieht. Hier wohnte der feurige Paulus. Man zeigt noch das hohe Fenster, von wo herab er sich durch ein Seil rettete, um der Wuth des Pöbels zu entgehen, der, von den Priestern aufgehetzt, ihn, wegen der Annahme des Christenglaubens, erwürgen wollte.

Die Häuser sind schlecht gebaut, von bloßem Koth, auf einer 2 bis 3 Fuß hohen, steinernen Unterlage. – Auch die besten haben ein gemeines Ansehen. – Aber ihre innere Einrichtung ist durchgängig bequem, oft reich und schön, und deutet auf das, was man in den Türkenstädten so selten begegnet, auf Wohlstand und äußere Behaglichkeit. Die Wohlfeilheit der Lebensmittel ist außerordentlich groß und macht die Erlangung der Mittel des Genusses so leicht! Das Brod ist als das feinste, weißeste und schmackhafteste im Morgenlande berühmt. Es bildet, frisch mit gezuckertem Rahm gegessen, das gewöhnliche Frühstück der Menge, dem Wohlhabendere Mokkakaffee, syrischen Honig, oder Rosenconserve hinzufügen. Südfrüchte bringt die Ebene im Ueberfluß hervor, und Citronen, süsse Orangen, Aprikosen und Pfirsiche, köstliche Pflaumen und die herrlichsten Trauben wachsen nirgends von besserer Güte. Sie werden zu köstlichen Konfituren bereitet, zu Glace und Eissorbetten, welche in zierlich aufgeputzten Läden in allen Straßen feil sind.

An großen Gebäuden ist Damask nicht reich. Es hat über 200 Moscheen; aber sie sind meistens klein und versteckt, und verschönern durch ihre schlanken Minarets nur die Fernsicht der Stadt. Der Eifer der Christen erbaute in den ersten Jahrhunderten unserer Zeitrechnung hier eine Menge Kirchen; – unter diesen eine höchst prachtvoll und groß. Dieser Tempel, die Metropolitankirche, Johannes dem Täufer, dessen Haupt hier verwahrt wird, geweiht, ist byzantinischen Styls, 650 Fuß lang, und über 150 Fuß breit. Die Türken verwandelten sie in eine Moschee, und kein Christ darf bei Todesstrafe sie betreten. Das ausgedehnteste der öffentlichen Gebäude ist das große Karavanserei, zur Beherbergung der Karavanen bestimmt. Es bildet ein unermeßliches, nach innen offenes Viereck, dessen hohes Dach nach dem Hofe zu von korinthischen Säulen getragen wird. Ein Springbrunnen, der