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Hofer, – des Sühn-Opfers einer verrätherischen und feigen Politik. – In der Jakobskirche verdient der Hochaltar, ein Werk Benedetti’s, Betrachtung. Als Innsbrucks schönster Tempel gilt aber die Dreifaltigkeitskirche, in derem Hochaltarblatt man ein Werk von Rubens bewundert. Ein guter Albrecht Dürer, ein ECCE HOMO, ziert die Sakristei. Auch alle andren Kirchen haben bedeutende, zum Theil kostbare Bilderschätze – (die des Kapuzinerklosters z. B. einige der schönsten Lukas Kranach’s) aufzuweisen.

An Bildungsanstalten ist Innsbruck reich. Außer der bereits erwähnten Universität besitzt es ein Gymnasium, ein Seminar, eine vortreffliche Muster-Hauptschule, eine höhere Töchterschule etc.; und viele öffentliche, oder der allgemeinen Benutzung offene Privatsammlungen, gelehrte Gesellschaften, Musikvereine und ein Theater erleichtern die Erlangung von Kenntnissen und vielseitiger Ausbildung. Eine lebhafte Industrie bewegt sich in zahlreichen Seiden-, Leder-, Tuch-, Baumwoll- und Messerfabriken, und die bürgerlichen Gewerbe und der Handel, besonders der Transitohandel zwischen Deutschland und Italien, sind im blühendsten Zustande. Die Wochenmärkte sind die besuchtesten Tyrols, und aus allen Thälern des Gebirgs ziehen an den Markttagen die kernhaften, schöngewachsnen Bewohner in ihren malerischen Trachten der alten Hauptstadt zu, die Produkte der Alpen gegen die Waaren des Orts und des Auslandes zu tauschen.

Interessante Ausflüge von Innsbruck sind viele zu machen. Eine der genußreichsten Partien ist die nach dem ¾ Stunde entfernten kaiserlichen Lustschloß Ambras, mit einer gepriesenen, entzückenden Aussicht in’s Ober- und Unter-Innthal. Hier lebte einst Ferdinand mit seiner Philippine der Kunst und der Liebe. Von daher stammt die berühmte Ambraser Sammlung, welche jetzt einen Hauptbestandtheil des kaiserlichen Museums ausmacht und in Wien, im Belvedere, aufbewahrt ist. Als eine Merkwürdigkeit zeigt man auch den Söller, von dem Wallenstein, der Held des 30jährigen Kriegs, der Fels, an dem die Sturmwogen der Reformation sich brachen, als Edelknabe, schlafend, herab in die Tiefe stürzte, ohne sich zu verletzen. – Ein zweistündiger unterhaltender Weg das Innthal herab führt zur St. Martinswand, einer senkrechten, himmelhohen Felsenmauer, an der ein Kapellchen hängt, welches, von unsichtbarer Kraft getragen, in den Lüften zu schweben scheint. Das fromme Denkmal bezeichnet die Stelle, wo Kaiser Maximilian dem Ersten auf der Gemsjagd in unbesonnener Verfolgung eines Wildes die Steigeisen brachen und er sich, allein auf schmalem Vorsprung in schwindelnder Höhe, unfähig einen Fuß zu versetzen, in äußerster Lebensgefahr sah. Zwei Tage und zwei Nächte, so erzählt die Legende, rang er vergeblich nach Hülfe; dann that er muthig Verzicht auf das Leben und bereitete sich zum Tode. Indeß erscholl das ganze Land von der betrübten Kunde, daß man den Kaiser vermisse. Gebete wurden in allen Kirchen angeordnet, und das Allerheiligste umhergetragen in feierlichen Prozessionen. Da, bei’m Anbruch des dritten Morgens, als schon die Nebel des Todes den Blick des auf’s Aeußerste erschöpften Kaisers umdüstern, fühlt er sich plötzlich von Menschenhand ergriffen, und dem freudig