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weggeschleppt nach Rom, die Stadt geplündert und verbrannt. Solches Schicksal erfuhr Corinth, eine Wiege der Kultur und Kunst, als Lohn für sein Ringen um die Erhaltung der Freiheit, durch die Hand eines freien Volkes!

Anderthalb Jahrhunderte lag Corinth wüste – und Flieder und Taxus wucherten auf seinen Straßen und Plätzen, und die weißschälige Birke grünte auf den Zinnen seiner zerstörten Tempel. So fand es Cäsar, auf dessen Machtwort es wieder aus dem Schutte erstand und neu sich bevölkerte. In der Kaiserzeit blühete es, bis die Völkerfluth des Ostens über das wankende Weltreich hereinbrach. Corinth, das römische, wurde von den Visigothen unter Alarich gänzlich verheert. Zwar baute Justinian seine Mauern wieder auf – aber nur als Veste erscheint es noch zuweilen in den spätern Geschichten. Als Schlüssel zum Peloponnes spielte es besonders im sechzehnten Jahrhundert, während Türken und Venetianer um die Herrschaft in Morea stritten, eine große Rolle; seine endliche Eroberung durch die erstere Macht gab Byron den Stoff zu einem berühmten Epos.

Das heutige Corinth ist blos noch ein Haufe schmutziger Baracken und elender Hütten, aus denen ein Paar aufrecht stehende, mächtige Marmorsäulen, wie Todtenmäler seiner frühern Größe, hervorschauen. Die Akropolis, auf einem steilen Felsen ¼ Stunde von der Stadt, war in dem letzten Unabhängigkeitskriege fast ganz verwüstet worden. Kürzlich wieder hergestellt, gilt sie jetzt, nächst Nauplia, als der stärkste Waffenplatz des Reichs.




CXLI. Würzburg.




Im Schooße des gesegneten Frankenlandes, eingeschlossen von nahen Hügelketten, die es erst in halb- oder viertelstündiger Entfernung dem überraschenden Blick des Reisenden enthüllen, liegt Würzburg, einst der ehrwürdige Hauptsitz eines der mächtigsten deutschen Völker. Von seiner stolzen Citadelle hoch überragt, breitet es sich mit seinen Prachtgebäuden in einer üppigen und malerischen Landschaft zu beiden Ufern des majestätischen Mainstroms aus. Wenige Städte Deutschlands haben eine herrlichere Lage, keine eine gesegnetere. In keiner ist auch allgemeine Wohlhabenheit so scharf und so untrüglich ausgeprägt.

Würzburg’s Gründung reicht hinauf in die graue, deutsche Heldenzeit. – Schon in den Römerkriegen war es ein Waffenplatz. Unter König Pipin, dem Vater Karl’s des Großen, wurde der Ort zum Bischofssitz erhoben, und der heilige Bonifacius weihete den ersten hiesigen Erzpriester, Burkhardt, (741) mit eigener Hand. Weite Länderstrecken schenkten die freigebigen fränkischen Fürsten, und zur Macht gesellte sich allmählich der Reichthum. Viele der deutschen Kaiser erweiterten des Bisthums Besitzungen, und im 16ten Jahrhundert nahmen