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CXXXVIII. Bethlehem.




Nicht wie ein Trugstern, der, aus irdischem Dunste entsprungen,
     Hoch zum Aether aufsteigt, scheinet dort um – zu vergehn;
Sondern wie jenes Gestirn, das ewig im Scheitel des Himmels
     Pranget, bei nächtlicher Fahrt irrenden Schiffern ein Hort:
Leuchtest du hell durch die Nacht, die Zweifel und Unglaub’ geschaffen,
     Bethlehem’s glänzend Gestirn! irrender Menschheit ein Trost.


Millionen Sterne glänzten von Ewigkeit her in dem tiefen Blau des Himmels; aber als der Stern über Bethlehem aufging, ließ sich der Himmel selbst auf die trostlose Erde nieder. Lache nicht, Ungläubiger! Zweifler! Was kann der Heiland dafür, daß Betrug und Aberglaube die Pforten seines Himmels in Finsterniß hüllen und unter hundert Menschen erst Einer ihn findet, unter tausend erst Einer ihn betritt. Forsche nur, und der Zweifel an seinem Daseyn wird dir vergehen, wie der meinige mir entschwunden.


Bethlehem liegt zwei starke Stunden von Jerusalem. Der ganze Weg dahin ist heiliger Boden. Er führt über eine öde, mit einzelnen Oelbäumen bepflanzte Gegend hin, zunächst in das Thal Rephaim, das merkwürdig ist durch David’s Sieg über die Philister. Eine halbe Stunde weiter gelangt man in das berühmte Eliaskloster, von armenischen Mönchen bewohnt. Nahe bei demselben ist das Grabmahl der Rahel, ein kleines, oben zugewölbtes, viereckiges Gebäude von massivem Mauerwerk. Nicht weit davon sprudelt eine schöne Quelle, die das Andenken des Patriarchen Jakob heiligt.

Jenseits des Eliasklosters wird die Gegend malerischer, fruchtbarer, auch besser angebaut. Reiche Weiden in den Gründen wechseln mit üppigen Maisfeldern, und die Gelände und Felsenabhänge sind mit Oelbäumen und Reben bepflanzt. Eine halbe Stunde von Bethlehem ersteigt der Weg eine Höhe, und den Ort, wo der Heiland geboren wurde, sieht man jenseits, auf dem Rücken einer steilen Anhöhe, umgeben von tiefen und anmuthigen Thälern liegen.