Seite:Meyers Universum 3. Band 1836.djvu/231

Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal korrekturgelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.

Erst im Jahre 1808 zeigten sich bedenkliche Folgen dieses gewaltsamen Zustandes in Englands Geldcirkulation. Papier verlor gegen Gold 6 bis 12%. Die daraus hervorgehenden Handelsverwirrungen führten zu einer Katastrophe; 1600 Großhandelshäuser und 240 Banken fanden 1814–1815 ihren Untergang. 1819 endlich erklärte die Bank von England, daß sie in Bereitschaft sey, alle ihre Noten, wie vor 1797 geschehen, bei Präsentation gegen Gold einzuwechseln und das Schwanken des Notenwerths hörte nun auf. – 1824 und 1825 brachten schwindelnde Spekulationen neue Erschütterungen hervor. Achtzig Banken brachen, und über zweihundert wurden blos durch die Anstrengung der Bank von England vor Insolvenz gerettet. Aus dieser Krise entsprang das Gute, daß die Bank von England sich entschloß, Zweigbanken in allen großen Städten des Reichs zu etabliren und so das Publikum des Anlasses zu überheben, unsicher basirten Instituten Vermögen anzuvertrauen. Diese Maßregel hat sich in unsern Tagen, wo durch den Abfluß ungewöhnlich großer Geldmassen nach Nordamerika, und aus anderen Ursachen, sich ein empfindlicher Geldmangel in der europäischen Großhandelswelt äußerte, besonders wohlthätig erwiesen und unabsehliches Unglück abgewendet. –

So viel über das Geschichtliche der Bank von England. Ueber ihre Geschäfte Folgendes.

Die Bank besorgt seit geraumer Zeit auf eine für die Regierung sehr bequeme Weise und mit verhältnißmäßig wenigen Kosten für dieselbe, deren Hauptkassegeschäfte; sie bezahlt ihre Pensionen und die Zinsen auf die Nationalschuld, und nimmt dagegen die Ueberschüsse der öffentlichen Einnahme in Empfang. Dieser Geschäftszweig der Bank ist der bedeutendste von allen. Der jährliche Umsatz mit der Regierung beträgt über 30 Millionen Pf. Sterl. Obschon das Institut für die Besorgung nur eine kleine Prozentage nimmt, so geht doch daraus ein ansehnlicher Gewinn für dasselbe hervor. Auch zieht es von der Regierung noch durch die verzinsliche Anlage eines großen Theils ihres Vermögens auf schwebende Schuldscheine des Gouvernements (sogenannte Schatzkammerscheine), ansehnlichen Vortheil. – Der zweite Geschäftszweig, der Größe nach, ist der Diskont. Die Bank diskontirt, nach sehr strengen Grundsätzen, die Wechsel von Privaten zu einem festen Zins, der bis 1824 stets 5 Proz. war, bis 1828 zwischen 4 und 5 Proz. wechselte, und dann sich auf 4 Proz. feststellte, 1836 aber, in Folge allgemeinen Geldmangels, wieder auf 5 Proz. erhöht worden ist. – Die Bank empfängt auch Depositengelder, über welche der Eigner zu jeder Zeit verfügen kann; vergütet aber keinerlei Zinsen. – Den jährlichen Vortheil, den sie aus der Cirkulation ihrer Noten zieht, berechnet sie auf ½ Million Pf. Sterl. Die geringsten dieser überall statt Geld dienenden Papiere lauten für 5 Pf. Sterl.; die größten sind die für 1000 Pfund. – Das Gründungskapital der Bank ist bewegliches Eigenthum und geht durch Umschreiben in den Büchern der Bank von einer Hand in die andere. Der Cours ist für Parzellen von 100 Pf. St. ausgeworfen. Seit 1823 hat die Bank unverändert jährlich 8 Prozent als Dividende an die Stockseigner gezahlt und der Preis ihrer Aktien wechselt zwischen 200 und 230. Er allein reicht hin, den blühenden Zustand des Instituts zu zeigen.

Die Verwaltung ist einem aus den Aktionärs frei gewählten Direktionsrathe unter einem Gouverneur anvertraut, dem ein Vizegouverneur zur Seite steht. – Das Bankpersonal besteht aus 5 bis 600 Personen, die sämmtlich große Kautionen und Bürgschaften einlegen müssen, aber sehr gut besoldet werden. Sie bilden zugleich eine Garde, zum Schutz und zur Vertheidigung des Bankeigenthums in Zeiten der Gefahr. –