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und blutigsten Schlacht, die bis auf jenen Tag in Europa geschlagen worden war. 150,000 Carthager blieben todt, der Rest des Heeres, 60,000 Mann, eingeschlossen und vom Hunger bezwungen, wurde gefangen; die Flotte, 1400 Schiffe, ging in Flammen auf. – Wunderbar! derselbe Tag, der griechische Tapferkeit durch so großen Sieg belohnte, flocht noch schönern Lorbeer um Hellas Scheitel durch jene herrlichste der Niederlagen, welche die Siege aller Zeiten verdunkelt. In derselben Stunde nämlich, in der Gelon bei Hymera schlug, blutete Leonidas mit seinen 300 Spartanern an Gräcia’s Felsenpforte (bei den Thermopylen) den Tod für’s Vaterland.

Nach dem Siege bei Hymera, der entschied, ob das westliche Europa phönizisch-afrikanische, oder griechisch-römische Cultur empfangen sollte, wollte Gelon dem Mutterlande zu Hülfe eilen, als er erfuhr, daß die Griechen durch den großen Seesieg bei Salamis selbst sich befreit. Aeußerer Feinde ledig, (die Carthaginenser gingen einen schmachvollen Frieden ein), wandte der weise Fürst fortan sein ganzes Streben an die Vermehrung des Glücks und Wohlstandes seines Volkes. Er verwandelte, durch Austrocknung, die Sümpfe in das fruchtbarste Marschland und führte die Bürger, wie früher zur Schlacht, zum Ackerbau an. Gegen den Abend seines Lebens berief er eine allgemeine Volksversammlung, bei der ein Jeder bewaffnet erscheinen mußte, und ohne Gefolge begab er sich in ihre Mitte und forderte Alle, die ihn ungerechter That zeihen könnten, blutige Rache an ihm zu nehmen, auf. Er starb, angebetet fast, in hohem Alter, und sein jüngerer Bruder Hieron erbte die Liebe und den Thron der Syrakusaner, nicht aber die ganze Summe seiner Tugenden. Doch war er kein schlechter Fürst. Er liebte die Wissenschaften und Künste und die berühmtesten Dichter und Philosophen damaliger Zeit, Simonides, Pindar etc. zierten seinen Hof. Auf Hieron folgte Thrasybulos, ein Tyrann. Das Volk stürzte ihn vom Throne, mit ihm den Thron selbst, und richtete an des letztern Stelle die alte Republik wieder auf.

Sechzig Jahre bewahrten die Syrakuser ihre Freiheit unter oft großen Zerwürfnissen und innern Stürmen. Demungeachtet blühete die Stadt immer herrlicher auf.

In diese Periode fällt der berühmte Versuch Athen’s, das rivalisirende Syrakus zu demüthigen. Alcibiades kam an der Spitze eines großen Heeres und die Athener belagerten Syrakus mehre Jahre lang, mit einer Tapferkeit, die einer bessern Sache werth war. – Die griechischen Pflanzstädte nahmen für und wider Partei. Oft wechselte das Glück, oft wurden Heere und Flotten erneuert. Am Ende schmolz die Macht der Athenienser durch eine Pest um zwei Drittheile, und eine letzte Schlacht kostete 18,000 ihrer Krieger das Leben. Mit den Heerführern ergaben sich 7000, die als Sklaven verkauft wurden. So endigte eine Unternehmung, welche über 250,000 Streitern das Leben gekostet und worauf Athen 3 Jahre lang seine besten Kräfte verwendet hatte.

Befreit von den Atheniensern, genoß Syrakus der Ruhe nicht. Innerer Zwist ohne Ende machte nicht selten die Straßen zum Schlachtfelde, wo der Bürger den Bürger würgte. Das Bedürfniß festerer gesetzlicher