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gebot von den Küsten des arabischen Meerbusens an bis zum Euphrat und bis zu dem Gebirge Armeniens. Niemals, vor oder nach ihm, ist Israel so gewaltig gewesen!

Bisher war Hebron die Residenz des Königs. Auf den Trümmern der Veste der Jebusiter, auf dem Plateau des Zion, erbaute sich aus Marmor und aus Cedern des Libanon durch Tyrische Handwerker David einen herrlichen, befestigten Pallast, und gründete dadurch die Größe Jerusalems, denn die Hofhaltung des mächtigen Monarchen zog Menschen und Schätze und Pracht in seine Umgebung aus dem ganzen Reich, und der Umfang der bis dahin unberühmten Stadt breitete sich schon bei seinen Lebzeiten über mehre Hügel aus.

Salomo, der prachtliebende, üppige, führte einen zweiten Pallast mehr im Mittelpunkte der Stadt auf, und unter seinen Nachfolgern ist Zion mehr eine Cidatelle, als königliche Wohnung gewesen. Bei der nachmaligen Verwüstung Jerusalems durch die Babylonier wurde die Burg erhalten und von den neuen Herren des Landes als Zwingveste benutzt. Dieselbe Bestimmung hatte sie zur Römerzeit. Als aber Vespasian nach der zweiten Empörung der Juden die gänzliche Zerstörung Jerusalems befahl, schleifte man die Burg David’s bis auf den Grund, und wo ihre Zinnen stolz sich erhoben, da ackerte fortan die römische Pflugschaar.

Erst nach der Eroberung Palästina’s durch die Araber wurde auf Zion über dem vermeintlichen Grabe des großen Königs und Dichters, der bei den Mohamedanern in hoher Verehrung steht, eine Moschee mit einem klösterlichen Gebäude errichtet, dasselbe, von dem der Stahlstich eine Ansicht gibt. David’s Gruft, tief in den Felsen gehauen, macht den Ort zu einem der heiligsten Wallfahrtsziele der Moslims, und es ist keinem Andersgläubigen gestattet, sie zu betreten. Von der Herrlichkeit älterer Zeiten ist jedoch alles bis auf die kleinsten Trümmer verschwunden, und nur zuweilen findet man bei’m Umgraben der Felder noch Bruchstücke von Gesimsen und Säulen. Der in Aecker verwandelte Schutt bedeckt auf mehre Fuß Tiefe die ganze Oberfläche des Berges.

Die Aussicht von der Zion’schen Hochebene ist zwar beschränkt; aber von großem Interesse. Oestlich streckt sich das Thal Josaphat aus, vom Kidron bewässert, und jenseits erhebt sich der schöne, fruchtbare Oelberg. Die Thäler Hinnon und Gihon und der Hügel Golgatha liegen nach Süd und West. Nach Abend zu fällt der Zion steil ab, und in den Seiten der Felswände, auf welchen kleine Weingärten terrassenartig angelegt sind, sieht man eine Menge Grabhöhlen, aus dem Gestein gehauene kleine Todtenkammern, die für 2 bis 4 Särge Raum haben. An manchen bemerkt man hieroglyphenartige Inschriften. Nordwärts dehnt sich das heutige Jerusalem aus, ein unregelmäßiger, großer Haufen schlechter Häuser, vieler Moscheen, Kirchen, Klöster und fester Thürme über eine Welt von Ruinen. – Den niedrigsten, ungesundesten und schlechtesten Theil der Stadt bewohnen die Juden, verachtet von Christen und Türken, in Schmutz, Armuth, Elend und Verworfenheit. Der Ort, wo sie Jehova anbeten, ihre Synagoge, ist ein dunkeles,