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LIV. Elephanta,
Haupteingang zum großen unterirdischen Tempel.




Vier Meilen von Bombay, der Hauptstadt einer englischen Präsidentschaft in Ostindien, und mit derselben durch einen schmalen Damm verbunden, liegt die kleine Insel Elephanta, so wegen eines in Gestalt eines Elephanten ausgehauenen Felsens auf derselben geheißen. Hier, in diesem einsamen Eilande, findet man jene unterirdischen Tempel, jene urältesten Denkmäler der Brahminenreligion, welche den wunderbarsten Werken beigezählt werden können, die je durch Menschenhände ausgeführt wurden. Zu dem größten dieser unterirdischen Gebäude, deren Alter das von fünf Tausend Jahren erreicht und dessen majestätischen Porticus unser Stahlstich veranschaulicht, gelangt man durch eine, unter einem Granitfelsen hinlaufende, magnifike Säulenhalle von 400 Fuß Länge. An deren Ausgang tritt man in einen etwa 130 Fuß im Durchschnitt messenden, cirkelrunden, von 42 Säulen und Pilastern getragenen Tempel-Saal, dessen Wände und Decke mit colossalen Skulpturen, mythologischen Vorstellungen, oft von scheußlicher und schrecklicher Art bedeckt sind. – Hinter diesem Raum führt ein schmaler Säulengang nach einer runden Kapelle, – das Allerheiligste genannt. – Hier steht die berühmte Granit-Bildsäule des dreigestaltigen Wischnuh, (Brahma) als ein Symbol der Dreieinigkeit. Die Statue ist gut erhalten, ganz im ältesten Skulpturgeschmack der Aegypter, und von der colossalsten Größe. Das Dreigesicht des Brahma allein hat über 5 Fuß Länge. Seitengänge führen über Trümmer von Skulpturen und Stalaktiden zu noch andern Kapellen, die besondern Gottheiten geweiht sind. –

Alle diese Tempel sind von ihren Priestern verlassen. Die Einwohner der kleinen Insel sind meistens Christen geworden, und die Brahminen zogen sich zurück an heilige Orte im Innern des Landes.