Seite:Meyers Universum 2. Band 6. Auflage 1835.djvu/148

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

einfallenden Normänner zweimal nieder; doch schon um seiner strategischen Wichtigkeit willen ward es eben so schnell wieder aufgebaut und gegen das 13. Jahrhundert[WS 1] war es bereits eine der ansehnlichsten und schönsten Städte am untern Rheinstrom. 1268 wählte es Erzbischof Engelbert von Köln zu seiner Residenz; und seitdem blieb es der Lieblingssitz der folgenden Kurfürsten bis zur Franzosenherrschaft. Die häufigen Kriege, in welche diese Fürsten zu allen Zeiten verwickelt waren, und die unserm Bonn mehrmalige Belagerungen und Verwüstungen zuzogen, schlugen seinem Wachsthum und Wohlstand die tiefsten Wunden; die Munifizenz der Kurfürsten inzwischen machte, daß sie immer schnell wieder vernarbten. 1795 nahmen die Franzosen Besitz vom ganzen linken Rheinufer; und aus einer kurfürstlichen Residenzstadt wurde Bonn eine Unterpräfektur der Französischen Republik, – später des Kaiserreichs. 1814 aus der Franzosen Hände durch die Alliirten befreit, blieb es einige Jahre unter provisorischer Verwaltung, bis es, 1818, zur Rheinprovinz geschlagen, an Preußen fiel. Friedrich Wilhelm III. erkor es zur preußischen Rhein-Universität, die er mit königlicher Freigebigkeit ausstattete und welche die Grundlage des gegenwärtigen Erwerbs und Wohlstandes seiner Bewohner geworden ist. Bonn ward dadurch der Mittelpunkt des geistigen Verkehrs für die schönen Lande des Niederrheins, und die großen Männer im Reiche der Wissenschaft, welche hier lehrten und noch lehren, – (A. W. v. Schlegel, Niebuhr, Makeldey, Hasse, v. Walther, Augusti, Nees von Esenbeck etc.) – haben ihm Weltberühmtheit gegeben.

Bonn zählt gegenwärtig etwa 12,000 Einwohner. Sein Inneres hat das Gemüthliche der alten deutschen Städte; aber nicht das Düstere und die Zeichen des Verfalls so vieler. Es ist dabei heiter und anmuthig. Unter seinen Gebäuden ist das Münster merkwürdig als eine der ältesten christlichen Kirchen am Rhein. Sie ward um das Jahr 310 gegründet, erneuert und erweitert im 12. Jahrhundert. Sie enthält sehenswerthe Denkmäler. Die Martinskirche ist nicht weniger alt. – Die ehemalige kurfürstliche Residenz, jetzt die Universität, ist einer der schönsten Paläste Deutschlands. Er steht auf einer Anhöhe am Südende der Stadt und die Hauptfaçade, gegen den Rhein zugekehrt, bietet einen prachtvollen Anblick. Von der Terrasse derselben genießt man eine schöne Aussicht auf das Siebengebirge mit seinen Castellen und Klöstern und in die lachende Gegend. Eine schattige Kastanien-Allee, die Lieblingspromenade der Bonner, verbindet den Palast mit dem Lustschlosse Clemensruhe in Poppelsdorf, das vom Könige der Universität als Wohnung für Professoren und zur Bewahrung naturhistorischer Sammlungen ebenfalls überlassen wurde. Die weiten Gartenanlagen des Schlosses bilden jetzt den botanischen Garten, den größten und reichsten in ganz Deutschland. – Als ein Muster des gothischen Baustyls ist das Rathhaus sehenswerth, und an mehren Privatgebäuden in und in der Nähe der Stadt erkennt man noch Spuren römischen Ursprungs. –



Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Jarhundert