Seite:Meyers Universum 2. Band 6. Auflage 1835.djvu/112

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Dieser, eine dicke, harte Lavakruste, ist die zerbrechliche Decke über eine Riesenschmelze tief in der Erde Bauch. Regellos zerrissen dringt aus den schwarzberäucherten Spalten ein gelber, erstickender Dampf hervor. – Mehre große Oeffnungen, deren Lage bei jedem Ausbruch wechselt, sind die eigentlichen Schornsteine. Aus ihnen steigen fortwährend Rauchsäulen auf, die bei Nacht leuchten. Dann und wann flackert dunkelrothe Lohe auf – einige hundert Fuß hoch; aber selten erreicht sie den Rand des Kraters. Schon einige Zoll unter der Oberfläche ist der Boden glühend heiß, und die Hitze hindert, den gefährlichen Spalten und Oeffnungen allzunahe zu kommen.

Tiefes Schweigen herrscht, nur in längern und kürzern Pausen durch unheimliche Stimmen aus der Tiefe – bald ein Brausen, bald ein Gemurmel, bald ein Stöhnen, bald wie ferne Kanonenschläge oder verhallende Donner – unterbrochen. Deutlich hört man das Klopfen der Pulse in den Schläfen, das Pochen des Herzens. Aber man denke sich diesen Ort, wo jetzt Grabstille ist, dann, wenn der Berg in Wehen des Ausbruchs liegt, Felsen aus seiner Tiefe gen Himmel schleudert, und die Flammenströme seiner Eingeweide über den Rand des Kraters hinab langsam, aber vernichtend, den blühenden Geländen an seinem Fuße zuwälzt! – Unwillkührlich ergreift ein unwiderstehliches Grauen auch den Muthigsten bei diesem Gedanken und von der Angst beflügelt vollendet er schnell den beschwerlichen Rückweg. – Erst in der stillen Hütte des Einsiedlers legen wir Wanderstab und Reisemantel nieder, und während sich der erschöpfte Körper erquickt und ausruht, lauschen wir mit doppeltem Genusse den Erzählungen von den Schauerthaten des Berges, womit die freundlichen, frommen Wirthe ihre Gäste zu unterhalten gewohnt sind. –