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XVII. Taj-Mahal in Agra.




Agra, in einer paradiesischen Gegend am Jumna, (einem Nebenflusse des Ganges) war einst Hauptstadt Hindostans. Nicht ganz so groß, aber noch prachtvoller, als Delhi, umschlossen seine Mauern 60,000 Häuser, 1900 Palläste, Tempel und öffentliche Bäder. Eine halbe Million Einwohner belebten seine Straßen, und Reichthum und Luxus hatten hier eine Höhe erreicht, welche unglaublich erscheinen würde, gäben nicht davon die meilenweiten Trümmer der meistens von weißem Marmor oder kostbarem röthlichen Porphyr aufgeführten Prachtgebäude noch heutigen Tages die unwiderlegbaren Beweise. Was die indische Geschichte uns von der Kaiserstadt ehemaligem Glanze und ihrer Herrlichkeit, an’s Fabelhafte grenzend, erzählt, findet in den Trümmern derselben volle Bestätigung.

Die Blüthenzeit Agra’s fällt in das 16. Jahrhundert. Unter der Regierung Akbar’s, einem Enkel Baburs, des Stifters des Großmogulreichs, wurde es die Residenz der Kaiser, welchen Vorzug es später mit Delhi theilte. Die Erpressungen von 60 Millionen arbeitsamer Unterthanen, die ungeheuern Einkünfte von 10,000 Quadratmeilen Kornländereien, flossen hier zusammen und häuften, durch den verschwenderischen Kaiserhof eben so schnell, als sie einkamen, wieder vergeudet, binnen wenigen Jahrzehnden die größten Reichthümer unter den Einwohnern auf. – Agra’s Glanz fing an zu erbleichen, als der grausame Usurpator Aureng-Zeyb sich das prächtige, jetzt auch verödete, Aurungabad als Residenz erbaute, als ihm, während seiner fünfzigjährigen Herrschaft, die meisten Großen dahin nachfolgten. Nach des Tyrannen Tode (1707) kamen Anarchie und Empörung an die Tagesordnung. Von 12 seiner Nachfolger wurden 9 ermordet, oder kamen im Kampfe gegen innere und äußere Feinde um. Agra wechselte in dieser Zeit mehrmals die Herrschaft. Brandschatzungen und Erpressungen aller Art nahmen kein Ende. Die Dschaten, ein rohes, indisches Bergvolk, die allgemeine Verwirrung im Reiche benutzend, überfielen (in der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts) die Kaiserstadt, nahmen sie mit stürmender Hand ein, plünderten und verheerten sie. Der furchtbare Nadir Schah mit seinen Persern, später die Afghanen