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sie lang und schmal auf der Erdzunge sich hindehnt, an deren Spitze der Rhein und die Mosel zusammenströmen. Die Straßen von Coblenz sind größtentheils eng und haben hohe Häuser; doch giebt es einige mit Lindenbäumen besetzte recht freundliche Märkte, eingefaßt mit stattlichen Gebäuden. Die vorzüglichsten der Stadt sind: Die alte Castorkirche von sehr edler Bauart und das geschmackvoll aufgeführte sonstige kurfürstliche Residenzschloß am Ende der Stadt, aufwärts am Rhein, dicht an seinem Ufer. Sehr merkwürdig ist die 1000 Fuß lange Moselbrücke, ein Werk grauer Vorzeit. Ein weiter, dichter Kranz von Gärten, zu deren Anlagen die nahen wunderschönen Umgebungen der Stadt hier mehr als irgendwo einladen, ist ein Zeichen, das auf Frohsinnigkeit einer Bevölkerung deutet; es trügt selten, auch hier nicht. Sie sind ein gar leichtes, heiteres, lebenslustiges, frohgenießendes Völkchen die Coblenzer, auf derem Charaktergepräge die zwanzigjährige Herrschaft der Nachbarn nicht ohne Einfluß bleiben konnte. –

Dem Reisenden rathen wir, die Hügel um die Stadt, namentlich die mit den Cidatellen Franz und Alexander überbauten Anhöhen nicht unbesucht zu lassen, da man von jeder derselben eigenthümliche, wunderschöne Aussichten in der angenehmsten Abwechselung genießt. Zugleich mit Ehrenbreitenstein und einer Kette verschanzter Höhen auf beiden Gestaden beider Ströme bilden jene Forts den stärksten Waffenplatz auf der Erde – groß genug, um ein Heer von 150,000 Mann unangreifbar zu schützen. Es ist das westliche Thor zur preußischen Monarchie; und ein gut verwahrtes ist’s – wenigstens von außen.




XI. Oxford.




Wenige Städte des städtereichen Britanniens gewähren eine schönere Ansicht, als das uralte, weltberühmte, in einer schönen und fruchtbaren Gegend an dem reizenden Themse-Ufer gelegene Oxford. Die alterthümliche Pracht seiner Gebäude, seine Collegien, Kirchen, Hallen und Palläste, die sich, von welcher Seite man es auch betrachten möge, mit der glücklichsten Wirkung gruppiren, findet in der Welt nicht ihres Gleichen, wenigstens ist kein Ort auf der Erde, wo so viele wohlerhaltene und so großartige Bau-Denkmäler aus der Blüthenzeit des Sächsischen und Gothischen Geschmacks, von 500 bis 1000 jährigem Alter, beisammen angetroffen werden. Es gibt Straßen in dieser Stadt, wo man sich ganz in das zwölfte oder dreizehnte Jahrhundert zurück versetzt glaubt, weil man durchaus nichts als Gebäude aus dieser Zeit, ohne irgend eine moderne Unterbrechung, um sich her versammelt sieht. Die