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VII. Andernach.




Die Ansichten der Rheinufer, auf der pittoreskesten Strecke des Stromlaufs von Bingen bis Bonn, gehören zu den schönsten der Erde. Sie sind durchaus nicht das, was man sich gewöhnlich unter den Uferansichten großer Flüsse denkt; sie haben in Wahrheit nichts mit ihnen gemein, als das rollende Brausen und die schaukelnde Strömung der Gewässer. Der Gedanke, daß man auf einer Flußfahrt begriffen sei, schwindet bei dem Rheinreisenden fast; – er glaubt eine Kette von Seen zu durchschiffen. Jeder scheint ihm von undurchdringlichen Bergwänden eingeschlossen, jeder zeigt eine neue Ansicht, ein eigenthümliches Bild. Aber doch wird er, bei aller Mannichfaltigkeit und dem wunderbarsten, oft plötzlichsten Wechsel der Gemälde bald inne, daß einzelne Züge Allen gemein sind, welche ihre Verwandtschaft verrathen, gleichsam wie sich in einer Gallerie von Familienbildern dem Beschauer gewisse Züge deutlich machen, die er, alle Generationen hindurch, in jedem Gesichte wieder begegnet. – Auch die Eindrücke auf das Gemüth haben auf der ganzen Reise, trotz dem Wechsel der Gegenstände, nur einen Typus. Jede Neuansicht stimmt, wie die verschwundene, mehr zur ernsten Betrachtung und zur Schwermuth als zum leichten Frohsinn. Die auf den Zinnen der Felsen und auf den Berghöhen immer und immer wieder dem Auge begegnenden Ruinen von Raubadel-Burgen und Kapellen rufen ernste Erinnerungen wach, düster und grau sehen die uralten Städte und Klöster von dem Ufer in die Fluthen, der tiefe Schatten der Berge und schwarzen Felswände färbt die Wellen dunkler, die Stille und die Einsamkeit der Ufer, nur durch das Geschrei und die Peitsche der Treiber schiffziehender Pferde, oder durch gleiche Arbeit verrichtende Gespanne armer Uferbewohner unterbrochen, alles das stimmt mehr zum Ernst, als zum Frohsinn. Kaum hat man das blühende Eden des Rheingaus (von Mainz bis Bingen) verlassen, so drängen sich die Bergufer enge zusammen, dann weichen sie plötzlich zurück und dieser Wechsel, in unaufhörlicher Wiederholung, bildet eben die Seenkette, in welche der Strom verwandelt scheint. Immer erfüllt er nun das ganze Thal, und läßt zwischen sich und den Felsen auf seinem linken Ufer eben nur Raum genug für den Fahrweg. Die Städte und Dörfer liegen in dichten Häuserreihen knapp an den Felswänden, eingekeilt zwischen diesen und den Fluthen; nur zuweilen drängt der Mangel an Raum die Häuser die steilen Abhänge hinan, und erhöht dadurch das Pittoreske der Ansicht. Bei