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III. Bad Ems.




In dem tiefen, romantischen Thale der Lahn, zwei Stunden von Coblenz, liegt ein kleiner, schön gebauter Flecken. Hoch über ihn thürmen sich, zum Theil bewaldete, zum Theil kahle, Berg- und Felsenwände auf, und zwischen ihnen und dem rauschenden Strome sucht der menschliche Fleiß vergebens Raum für seine Thätigkeit. Es ist eine der engsten Stellen des Thals – und billig würde der Wanderer fragen, warum man gerade diese tiefe Schlucht zum Bauplatz erwählt habe, wüßte er nicht, daß es die Nymphe einer der berühmtesten Heilquellen der Erde sei, deren Laune ihn anwieß. – Ems, der Badeort, besteht aus etwa achtzig, meistens geschmackvoll gebauten Häusern, die sich längs dem rechten Ufer der Lahn, an steilen Gebirgswänden hin lagern. Sie bilden eine einfache, fast sichelförmige Reihe, oft durch Baumgruppen getrennt und vom Flusse nur durch einen gepflasterten Weg geschieden. Die schönste Ansicht giebt der Flecken an seinem westlichen Ende, vom Nassauer Wege, wo den Blick das von Thüngensche Schloß (auf unserm Bilde das vierthürmige Gebäude links) mit seinen Gartenanlagen das Auge fesselt. Einen angenehmen und überraschenden Eindruck machen mehrere Weingärten, welche sich an den sonnigen Theilen der nächsten Berge weit hinanziehen, und einzelne Kornfelder, welche mehrere ihrer Gipfel krönen; – denn sie zeugen von der Macht des menschlichen Fleißes, auch der unwirthbarsten Natur noch reiche Gaben zu entlocken. Den Blick das Lahnthal hinauf begrenzt eine Schiffbrücke, welche in der Gegend des sogenannten Kurhauses beide Ufer mit einander verbindet. –

Der Ruf der Emser Heilquellen reicht bis in’s graueste Alterthum. Römische Münzen und Gräber, Überreste römischer Mauern, hier aufgefunden, beweisen, daß die alten Welteroberer sie schon kannten und benutzten. Der Fels, welcher das Laboratium zu verbergen scheint, in dem die Natur das Heilwasser bereitet, ist ein Thonschiefergebirge, welches eine silberhaltige Blei-Erzniederlage und Kupfererze enthält. Die Quellen, deren sechzehn gefaßt sind, von welchen aber eine große Menge mehr, selbst im Lahnbette, hervorsprudeln, sind sämmtlich warm, jedoch verschiedener Temperatur, von 19–44° nach Reaumur. Die stärksten Quellen sind die im ehemals hessendarmstädtischen Hause. Unter den Bädern, die alten und neuen, die landgräflichen, die Bubenquelle, das Rondel- und das Fürstenbad ist das letztere höchst prachtvoll eingerichtet und im edelsten Styl ganz aus inländischem Marmor aufgeführt. Dieß ist der Ort, der, während der Badezeit, oft einen großen Kreis von Monarchen und Fürstinnen der Erde friedlich unter einem Dache versammelt.