Seite:Meyers Universum 1. Band 1. Auflage 1833.djvu/107

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
XXII. Die grosse Terrasse in Brighton in England.




Diese prächtige Häuserreihe, dem regierenden Königsgeschlechte zu Ehren auch Braunschweiger Terrasse (BRUNSWICK TERRACE) genannt, ist nächst dem schon früher beschriebenen Pavillon die größte Zierde Brighton’s und ein merkwürdiges Beispiel der schönen Wirkung, welche durch das Zusammenbauen mäßig großer, für sich bestehender Privatwohnungen in Gruppen, welche dem Ganzen die Form eines prachtvollen Pallastes geben, erzielt werden kann. – Diese Erfindung gehört der neuern brittischen Baukunst an und sie ist in neuester Zeit, namentlich in der Hauptstadt, mit dem imposantesten und glücklichsten Effekt angewendet worden, so daß dort ganze, mehre tausend Fuß lange Straßen jetzt, dem Aeußern nach, ein einziges Gebäude von so ungeheueren Verhältnissen bilden, daß die größten Königspalläste klein dagegen erscheinen. Das schöne Gebäude links auf unserm Bilde, welches ein einziges zu sein scheint, besteht in der Wirklichkeit aus 21 getrennten Privathäusern, deren jedes seine besondere Scheidemauer, seinen eignen Hof, einen kleinen Garten und Hintergebäude hat. Es ist von gebrannten Steinen aufgeführt und mit Marmorstuck bekleidet. Ein Fronton, von zehn 30 Fuß hohen, korinthischen Säulen aus plattirtem Gußeisen getragen, gibt ihm ein höchst prächtiges Ansehn, um das es manche Fürstenwohnungen beneiden möchten. Die ganze Straße ward, unter der Leitung des Londoner Architekten Wilds, von einem Privatvereine im Jahre 1826 auf Subscription errichtet.

Ihre herrliche Lage, mit der Aussicht auf das Meer, macht sie zu einer Lieblingswohnung der reichen Londoner, welche Brighton in der Badezeit zu ihrem Sommeraufenthalt wählen. Zwischen dem Fahrwege und dem Ufer hin führt ein breiter Sandpfad, auf welchem sich an schönen Abenden eine unzählige Menge von Spaziergängern sammelt, um den erhabenen Anblick der im Meere untergehenden Sonne zu genießen; so auch in den Tagen, wann der Sturm den Ozean peitscht und thurmhohe Wellen das wohlverwahrte Ufer schrecklich, aber fruchtlos bestürmen.