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vollbracht, so wäre nie ein schönerer Gottestempel errichtet worden. Die vielen Altäre, die Säulen und Pfeiler im Innern, die äussern Pfeiler, das kunstreiche steinerne Bildwerk, die Bruchtheile der mächtigen Thürme, die „grossmächtigen Glocken“ – das alles findet seine lebhafte Bewunderung. Die den Dom umgebenden drei Kirchen kommen auch zur Anzeige. Die eine „im Pesch“ (Maria in pasculo) ist dem Dom fast eingebaut, die andere ist die Stiftskirche Sanct Margarden (Maria ad gradus), die dritte ist die auf dem Domhof stehende Pfarrkirche zu St. Johann dem Evangelisten. Ueber den Domhof spazierend, zeigte sich ihm „viel von Abenteuern“. Mit Kramläden angefüllt, herrschte darauf ein reger Geschäftsverkehr. Das Hohe-Gericht, der blaue Stein, der Bischofssaal, das Gefängniss der Hacht, das Heilig-Geistspital, wo viele arme Leute gespeist werden, entgingen seiner Aufmerksamkeit nicht. Als er durch das Hachtthor geschritten, sieht er in der Strasse Am Hof drei der vornehmsten Kölner Herbergen oder Gasthäuser vor sich, „da findet der Gast, was er begehrt“. Sie heissen zu der goldenen Krone, zum Falkenstein und zum Schwert. In einer derselben wird unser Reisende eingekehrt sein. Unter dem Eindruck, den der Dom und der daselbst aufbewahrte Reliquienschatz der hh. Dreikönige auf ihn hervorgebracht, bricht er den Bericht über weltliche Dinge ab, obwohl „viel Wunderdings noch zu schreiben wäre“[1], und hebt eine sehr ausführliche Erzählung der Dreikönigen-Legende an, die in ermüdender Weitschweifigkeit die grössere Hälfte des Büchleins einnimmt. Man könnte daraus folgern, dass Haselberg für den Absatz hauptsächlich auf die unzähligen Wallfahrer rechnete, welche den weltberühmten Reliquien unaufhörlich zuströmten. Zum Schluss kommt er nochmals auf die architektonische Pracht der Stadt Köln zurück und hebt besonders ihre fortifikatorischen Vorzüge hervor. Die Kölner sind aufs Beste zur Wehr gerüstet und rückte ein feindliches Heer von zweimalhunderttausend Mann vor ihre Stadt, es würde ihnen nichts anzuhaben vermögen. Der ehrsame weise Rath wacht vorsichtig und friedliebend bei Tag und Nacht, und in Ehren führt die Stadt den Wappenschild der drei Kronen. Mit dem kräftigen


  1. Dazu dürfte besonders das Tanzhaus Gürzenich gehören, dessen Nichterwähnung um so befremdlicher erscheint, als eben in dem Jahre 1531, vor Haselbergs Ankunft in Köln, eine grosse Festlichkeit zu Ehren des anwesenden Kaisers Karl V. daselbst stattgefunden hatte.