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einen Spiess. Als Anführer ging Graf Itel Friedrich von Zollern voran; sechs andere Grafen als Hauptleute zu seinen Seiten. Es folgten die Herolde in ihren Wappenröcken. Dann kam der König, zu seiner Rechten die Herzoge Friedrich von Sachsen und Ludwig und Friedrich von Baiern, zur linken Seite der Kurfürst Joachim von Brandenburg, Herzog Heinrich der Alte von Braunschweig und Herzog Wilhelm von Jülich. Hinter der Majestät folgte im nächsten Glied Markgraf Friedrich von Brandenburg, der des Königs Fähnlein trug, das war roth, weiss und grün, und die h. Ursula stand darauf; zur Rechten des Fähnleins schritten Herzog Hans von Sachsen, Herzog Erich von Braunschweig und sein Oheim Herzog Philipp von Braunschweig, zur Linken Herzog Heinrich von Braunschweig der Junge, Herzog Ulrich von Würtemberg und Landgraf Wilhelm von Hessen – „alle in Spiessen und in ihrem Harnisch lustig und fein, aus der Massen köstlich mit Kleinodien von Perlen, edlem Gestein und von Gold“. Auf die Fürsten folgten sechszig Grafen, fünfzig Freiherren, achtzig Ritter und sechshundert Edelleute, und je sieben bildeten immerfort ein Glied, so dass der Glieder an Fürsten, Grafen, Freiherren und Edeln nebst dem Nachzuge von guten, feinen, reisigen Knechten, wohl bei anderthalb Hundert waren. Ueberaus prachtvoll nahm sich in der Mitte des Haufens die Gruppe der Fähnriche aus, jeder seines Herrn Feldfähnlein haltend. So gingen sie längs dem Rhein und hielten ihren Einzug durch die Trankgasspforte, durch die Pfaffenpforte, unter Helmschläger, über den Altenmarkt, bis auf den Heumarkt. Dort angelangt, gaben sich die Trompeter aller Fürsten ans Blasen und die Heerpauker schlugen dazu, auch hatte der ehrsame Rath von Köln viele Büchsen auf die Häuser und auf die Erde stellen lassen, die wurden auch da losgeschossen, und das lautete so grässlich, als wäre die Stadt erobert worden. Dann trat wieder Stille ein, und der König liess allen Fürsten, Grafen, Herren und allem Adel Dank sagen für ihren Gehorsam und die freundlichen Dienste und versicherte sie seiner besondern Gnade. Als das nun alles geschehen war, da gingen die Fürsten mit dem König auf das Stadt-Tanzhaus und legten den Harnisch ab und zogen andere Kleidung an. Und da kamen viele köstliche edle Jungfrauen mit der Herzogin von Lüneburg und mit der Gräfin von Nassau, und auch viele Kölner Bürgerinnen; sie hatten alle dem Handel auf dem Heumarkt zugesehen[1]


  1. Das nun Folgende ist in der ganzen Ausführlichkeit des Fuckerschen [40] Berichts gehalten. Ein Abdruck befindet sich in der Bibliothek des Verfassers dieser Abhandlung.
Empfohlene Zitierweise:
Johann Jakob Merlo: Haus Gürzenich zu Köln, sein Saal und dessen Feste. Selbstverlag des Verfassers, Köln 1885, Seite 39. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Merlo_-_Haus_G%C3%BCrzenich_zu_K%C3%B6ln_-_39.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)