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Beschaffung des Baumaterials an Holz und Stein, die Ennen[1] zuerst bekannt gemacht hat. „Im Frühjahr des Jahres 1437 war das nöthige Holz am Oberrhein angekauft worden. Es waren 200 Balken von einer Länge von 38 Fuss, dann 470 kleinere Balken, 500 halblängliche Bord, 100 Zweilinge, 370 Sparren, 300 Mainzer Hölzer, 400 Blochbord, 200 Bohlenbord, 100 Mainzer Bretter. Für die Herunterführung dieses Holzes ersuchte der Rath im Juli diejenigen Herren, deren Gebiet das Floss passiren musste, um Erlassung des Zolles. Euer Gnaden, heisst es in dem bezüglichen Schreiben, wird wohl kundig sein, dass Fürsten, Herren, Ritter und Knechte zu manchen Zeiten ihren Hof und ihre Gesellschaft binnen unserer Stadt zu halten pflegen. Es ist aber eine Zeit her fühlbarer Mangel gewesen an einem Hause, darin sie solche Gesellschaft mit Tanzen und auf andere Weise halten können. Wir wollen nun zu solchem Zwecke gerne ein Haus machen lassen, wo zur Abhaltung solcher ehrlichen Gesellschaft Gemach und Raum geboten ist, und wir haben darum oben am Rhein einen Theil Holz und Bord kaufen lassen. Wir bitten darum Euer Gnaden dienstlich, dass Ihr uns solches Holz an den Zöllen des Pfalzgrafen Ludwig bei Rhein, bei Bacharach und Bonn frei wollet vorbei fahren lassen. Ein Theil der zu dem fraglichen Bau nöthigen Hausteine wurde aus dem dem Herrn von Drachenfels gehörigen Steinbruch am Fusse des Drachenfels bezogen. Noch im Oktober 1444 war man beim Aussenbau des gewaltigen Werks beschäftigt. In einem um diese Zeit an den Zöllner zu Bonn gerichteten Schreiben heisst es: Ihr wisst wohl, dass wir einen grossen Bau vor Händen haben, wozu wir eine grosse Menge Baumaterial bedürfen; wir haben zu dem Bau einen Theil Steine am Drachenfelser Berge bestellt, die wir wünschen herabfahren zu lassen …“

     Im Jahre 1452 beschloss der Rath, dass fortan der Saal Gürzenich für eine jährlichs sich wiederholende Festlichkeit in Gebrauch genommen werden solle, nämlich für das grosse Festessen, welches beim Wechsel der die Regierung führenden beiden Bürgermeister[2] veranstaltet zu werden pflegte. „Den Dienst halten“ nannte


  1. Geschichte der Stadt Köln III, S. 1009–1010, mit Berufung auf die Kopienbücher im Stadtarchiv.
  2. Der Bürgermeister waren sechs. Zwei führten ein Jahr lang gemeinsam die Regierung und hiessen dann die regierenden Bürgermeister, zwei standen der Freitags-Rentkammer und zwei der Mittwochs-Rentkammer vor. [21] Sie lösten sich in diesen Funktionen ab und zwar jährlichs im Juni am Tage der Geburt des h. Täufers Johannes.
Empfohlene Zitierweise:
Johann Jakob Merlo: Haus Gürzenich zu Köln, sein Saal und dessen Feste. Selbstverlag des Verfassers, Köln 1885, Seite 20. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Merlo_-_Haus_G%C3%BCrzenich_zu_K%C3%B6ln_-_20.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)