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Köpfe gross; aber, so bemerkt Prof. Mohr sehr richtig, man denke sich dieselben im akademischen Massverhältniss, dann würden Köpfe und Hände durch ihre Kleinheit verschwinden, der Fries müsste alsdann wesentlich erhöht werden und schliesslich der ganze Kamin unmöglich sein. Der Künstler hat also mit gutem Bewusstsein gehandelt und sein Werk erreicht vollkommen den Eindruck, den es beabsichtigt.

     Die Wände des Saales blieben im übrigen ganz schmucklos, da sie bei Festlichkeiten mit kostbaren Teppichen (oder sog. goldenen Stücken) und Wappen bedeckt wurden. Eine Pfeilerreihe in der Mitte des Saales trug die ursprünglich bemalte Decke. Diese Pfeiler waren achteckig und von Eichenholz, im Durchmesser von 1 2/3 Fuss. Der Balkenlage war eine so treffliche und künstliche Konstruktion gegeben, dass, selbst wenn man die massiven Umfassungsmauern entfernt hätte, das ganze Innere zur selbständigen Erhaltung befähigt und vor dem Einsturz gesichert gewesen wäre[1]. Steinmetz und Zimmermann theilten sich in den Ruhm der gelungenen, kunst- und prachtvollen Leistung. Wir begeben uns deshalb auf das Gebiet der Kölner Kunstgeschichte, um den wackern Meistern nachzuspüren, deren Namen ein direktes Zeugniss der Zeitgenossen nicht überliefert hat.

     Der Ruhm der Kölner Bauhütte behauptete sich in der Periode, die das Tanzhaus Gürzenich ins Dasein rief, noch auf seiner vollen Höhe. Das beweisen die gleichzeitigen Leistungen am Dombauwerk, wo man eben damals mit einem der schönsten, reichsten und selbständigsten Theile beschäftigt war – mit dem südlichen Thurm. Das Werkmeisteramt bekleidete Meister Clais (Nikolaus) von Bueren, der im Jahre 1424 seinen Lehrgesellen die Vergünstigung erwarb, dass sie bei der Aufnahme in die Steinmetzenzunft, statt der üblichen zwei Gulden, nur einen Gulden zu erlegen brauchten. Er hatte 1413 das Bürgerrecht in Köln erworben und ist am 16. Mai 1445 gestorben. Seine Nichte Styngin wurde die Gattin des ihm nachfolgenden Dombaumeisters Konrad Kuene von der Hallen. Von erheblichem Interesse ist für uns an dieser Stelle ein Neffe des Dombaumeisters Clais von Bueren, Styngins Bruder, der Steinmetz Johann von Bueren. Ich trete ohne jedes Bedenken


  1. Köln und Bonn mit ihren Umgebungen (Köln 1828, bei J. P. Bachem) S. 93–94. Die kunstgeschichtlichen Angaben rühren hier fast ausschliesslich von M. J. De Noël her.
Empfohlene Zitierweise:
Johann Jakob Merlo: Haus Gürzenich zu Köln, sein Saal und dessen Feste. Selbstverlag des Verfassers, Köln 1885, Seite 18. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Merlo_-_Haus_G%C3%BCrzenich_zu_K%C3%B6ln_-_18.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)