Seite:Merckwürdige Nachricht aus Ost-Indien 02.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

[Erster Brief vom 30. April 1706 aus Südafrika]

Psalm CVII, 23. 32[1]
JEsum mit aller Fülle seines göttlichen Reichthums!
In demselben durch den Heil. Geist vereinigte Väter und Brüder, hoch- und werthgeschätzte Freunde,

JEmehr wir durch die wunderbahre Führung Gottes uns nach dem Leibe von ihnen entfernet befinden; je hertzlicher, zarter und inbrünstiger wird unsere Liebe gegen Sie; und sind versichert, daß, gleich wie wir ihrer täglich, so wol bey GOtt im Gebet, als auch in freundlichen Gesprächen unter uns selbsten, zu unserer Freude und Erweckung gedencken: so werden sie nicht weniger unser stets in Liebe eingedenck seyn, und dahero auch zugleich mit grossem Verlangen erfreuliche Post von uns erwarten. Weil wir denn nun, nach der sonderbahren Gnade Gottes über uns, gesund und frisch diesen erwünschten Hafen erlanget, und von dannen nach Europa zu schreiben Gelegenheit überkommen haben; so ist es vor allen andern unsere Schuldigkeit gewesen, daß wir an Sie, geliebte Freunde, zum Preiß göttlicher Güte, und zur Erweckung vieler frommen Seelen, von unsrer bißherigen wunderbahren Erhaltung, und glücklichen Schiffarth einen kurtzen Bericht überschicken.

[Reise von Kopenhagen zum Kap der Guten Hoffnung]

Den 29. Novembr. 1705 begaben wir uns zu Copenhagen mit grosser Freudigkeit in unser Schiff, Princessa Sophia Hedwiga genannt. Vorhero aber wurden uns von vielen frommen Seelen allerhand zu unserer Reise sehr dienliche Geschencke zugeschicket, zum Zeugniß, daß uns GOtt die kurtze Zeit über daselbsten im Seegen habe bekant werden lassen: Wie wir denn eben deswegen unter vielem Wüntschen göttlichen Seegens uns desto getroster zu Schiffe begaben; in Versicherung, daß GOTT allewege würde vor uns hergehen, und auch der aller Barbarischten Menschen


  1. Psalm 107, 23.32 lautet: „Die mit Schiffen auf dem Meer fuhren und trieben ihren Handel in großen Wassern, [...] [sollen den Herrn] bei der Gemeinde preisen und bei den Alten rühmen.“ (Luther-Bibel 1545 nach BibleGateway.com). Die Verse dazwischen beschreiben die Gefahren auf See.
Empfohlene Zitierweise:
Bartholomäus Ziegenbalg, Heinrich Plütscho: Merckwürdige Nachricht aus Ost-Indien. Joh. Christoph Papen, Leipzig, Frankfurt am Main, Berlin 1708, Seite 2. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Merckw%C3%BCrdige_Nachricht_aus_Ost-Indien_02.jpg&oldid=- (Version vom 20.11.2023)