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Osteuropäische Zukunft. Zeitschrift für Deutschlands Aufgaben im Osten u. Südosten. Herausgegeben von: Dr. Falk Schupp[.] Verlag: J. F. Lehmann, München. Die Zeitschrift enthält interessante und mit großer Sachkenntnis geschriebene Artikel, die zwar von einseitigem Standpunkt aus geschrieben, doch geeignet sind, gewisse Streiflichter auf schwierige politische Gegenwartsprobleme zu werfen. Ein besonderes Interesse erwecken die Aufsätze über die Ukraine, die mit besonderer Vorliebe geschrieben sind, nennt sich doch die Zeitschrift neben ihrem Haupttitel: „Amtliches Organ für ukrainische Freiheitsbestrebungen.[“]

Die richtige Ansicht über die Entstehung der menschlichen Handlungen. Aus dem Böhmischen von K. J. Rohan. Bei Josef Pelcl, Prag. Preis 1,50 M. Der Verfasser hat recht, wenn er den Willen als determiniert erklärt, aber unrecht, wenn er in ihm keine dauernde Kraft, sondern nur einzelne unzusammenhängende Akte darin sehen will. Die Hoffnung, daß seine „Entdeckung“ eine weltumwälzende Bedeutung haben werde, können wir nicht teilen. Die Entlastung der Gemüter, die er mit seiner Anschauung erreichen will, schließt doch die Wahrheit nicht aus, daß die Menschen die Ursache von ungeheuren Zusammenbrüchen werden können, daher kann auch das Wort Schuld nicht aus dem Wörterbuch der Menschheit gestrichen werden.

Hans Paasche, Fremdenlegionär Kirsch. Von Kamerun in den deutschen Schützengraben. Verlag A. Scherl, Berlin. 180 Seiten. Ich habe selten eine Schrift mit so viel Genuß gelesen, wie die vorliegende. Die abenteuerliche Flucht eines Deutschen aus englischer Gefangenschaft, die Wendung seines Schicksals, die ihn zum französischen Fremdenlegionär machte, sein Aufenthalt in Bayonne, Lyon und im französischen Schützengraben, und die Flucht in die deutsche Linie hinein, ist so anschaulich und packend geschrieben, daß man den mutigen und tapferen Mann unwillkürlich liebgewinnt und sich des Gelingens seines Abenteuers mit ihm freut. Von besonderem Interesse ist dabei, daß man den Krieg zwar mit den Augen eines Deutschen, aber doch von französischer Seite aus beleuchtet sieht. In dieser Hinsicht ist die Schrift in gewissem Sinn dem Zusammenbruch von Zola an die Seite zu stellen, ein Werk, das bekanntlich dadurch seinen besonderen Reiz auf die deutschen Leser ausübt, daß es inmitten aus dem französischen Volk heraus die Erlebnisse des eisernen Jahrs vor Augen führt.


Verantwortlich für die Schriftleitung: Wilh. Langguth, Esslingen a. N.
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Menschen- und Völkerleben 1 (1916), Heft 6/7. Langguth, Esslingen am Neckar 1916, Seite 147. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Menschen-_und_Voelkerleben_1916_Heft_6-7.pdf/41&oldid=- (Version vom 25.2.2024)