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aufhören wird. Kehrt der Frieden wieder, so wird sich erst die jetzt künstlich zurückgehaltene Begehr nach Baumwolle stürmisch austoben und die Pflanzer der Südstaaten als erste von der Friedenskonjunktur gewinnen lassen. Und die Preise für Getreide, Vieh, Metalle, Fabrikate werden hoch über dem alten Friedensstand bleiben, solange die europäische Landwirtschaft ihre alte Ergiebigkeit nicht wiedergewonnen hat, die europäische Industrie nicht mit Rohstoffen versehen und auf dem Weltmarkt wettbewerbsfähig ist.

Auf diese wirtschaftliche Macht vertrauen die Vereinigten Staaten in der gegenwärtigen Krise. Wie würden die Vierverbandsmächte jubeln, wenn sie, denen der Erfolg der Waffen versagt geblieben ist, in der Sperrung des amerikanischen Marktes und der amerikanischen Erzeugnisse das stärkste Druckmittel auf Deutschland hätten. (z)

Die Friedensbewegung in Amerika. Die erste Versammlung zur Herbeiführung des Friedens wurde abgehalten. Es waren 2000 Personen anwesend, darunter Vertreter der Universitäten, Geschäftsleute und Arbeiterpolitiker. Die Beratungen waren rein akademisch. Unter den Rednern waren Taft und der Staatssekretär für den Krieg.

Eine Friedensrede Wilsons. Präsident Wilson hielt die erwartete Rede vor Friedensliga, in der er sagte, die Ursachen des europäischen Krieges seien gegenwärtig unwesentlich. Die großen Nationen der Welt müßten ein Abkommen über die Grundlage ihrer gemeinsamen Interessen erreichen. Erstens sei jedes Volk berechtigt, seine eigene Souveränität zu wahren, zweitens hätten die kleinen Staaten das Recht auf die gleiche Achtung ihrer Souveränität und Integrität wie die großen Staaten. Drittens hätte die Welt einen Anspruch darauf, von jeder Störung des Friedens befreit zu werden, die von einem Angriff ausgehe. Wilson sagte zum Schluß, die Vereinigten Staaten seien bereit, sich jedem Bunde von Nationen anzuschließen, der sich zur Verwirklichung dieser Ziele und zu ihrem Schutze gegen eine Verletzung bilde.

Präsident Wilson erklärte weiter, Recht und Eigentum in den Vereinigten Staaten seien durch den Krieg sehr in Mitleidenschaft gezogen. Je länger der Krieg dauere, desto tiefer würden sie davon betroffen. Er sollte ein Ende nehmen. Sobald er beendet wäre, wären die Vereinigten Staaten ebenso wie die Kriegführenden daran interessiert, daß der Friede ein dauernder werde. Wofern es überhaupt ein Vorrecht der Vereinigten Staaten sei, einen Vorschlag zu machen oder die Friedensbewegung unter den kriegführenden Völkern anzuregen, sei er sicher, daß das Volk der Vereinigten Staaten den Wunsch hege, daß die Regierung folgende Richtlinien innehalte:

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Menschen- und Völkerleben 1 (1916), Heft 6/7. Langguth, Esslingen am Neckar 1916, Seite 145. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Menschen-_und_Voelkerleben_1916_Heft_6-7.pdf/39&oldid=- (Version vom 25.2.2024)