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sich mit den Problemen der Bewässerung sehr wenig, wohl deshalb, weil das für ihn recht zweifelhafte Zukunftsmusik ist. Zu dem durch Bewässerung kultivierbaren Boden gehören die Flußebenen und Oasen von Babylonien, ein großer Teil Ober-Mesopotamiens, die Oasen im östlichen Streifen Syriens und ein großer Teil des syrischen Grabens. Philippson meint, daß hier wohl Getreide für den eigenen Bedarf, keineswegs aber für die Ausfuhr hergestellt werden könnte. Denn die Produktion von Getreide auf bewässertem Boden kommt zu teuer zu stehen und kann mit dem Getreide nicht konkurrieren, das ohne künstliche Bewässerung erzeugt wird. Er empfiehlt daher den Anbau von Baumwolle.

Allein die Bewässerung Mesopotamiens wird ein Kapital von über einer halben Milliarde Mark beanspruchen, die nach dem Kriege weniger denn je werde aufgebracht werden können. Aber auch dann würde man nur etwa eine Million Baumwollballen erhalten können (F. Frech, in der „Geographischen Zeitschrift“, Heft 1, 1916), während der Verbrauch Deutschlands allein 1,58 Milionen Ballen beträgt.

An Erzen ist die asiatische Türkei nicht reich; vor allem mangelt es an brauchbarer Kohle, die die Erzgewinnung ermöglichen könnte. Darum führten die Versuche, Erze zu gewinnen, meist zu Enttäuschungen. Immerhin sei in der Zukunft eine reiche Entwicklung des türkischen Erzbergbaues im Bezirk Balia Maden in Mysien, wo sich ein Braunkohlenlager befindet, zu erhoffen. Dort befinden sich auch Chromeisenerzlager. Wichtiger ist die Petroleum-Zone in Mesopotamien, die aber zumeist auf persischem Gebiete liegt.

Alles in allem darf man also wohl sagen, daß die asiatische Türkei kein Eldorado zukünftiger europäischer Ansiedelungen, schon wegen der unerträglichen Hitze, noch einen zukünftigen

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Menschen- und Völkerleben 1 (1916), Heft 6/7. Langguth, Esslingen am Neckar 1916, Seite 132. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Menschen-_und_Voelkerleben_1916_Heft_6-7.pdf/26&oldid=- (Version vom 25.2.2024)