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zu kämpfen. Die Ukraine verliert dadurch die Rückendeckung im Kampf mit Moskau. Noch einmal raffte sich der ukrainische Adel zu einem organisierten Handeln auf, und Graf Kapnist fährt im Jahre 1791 nach Berlin, um Waffenhilfe für einen projektierten Aufstand der Ukrainer zu erreichen, doch vertrösteten ihn die offiziellen Kreise auf später.

Die auf eigene Kräfte angewiesene Ukraine, des eigenen Heeres beraubt und durch große, über ganz Ukraine zerstreute Militärgarnisonen im Zaum gehalten, ergibt sich nun ihrem Schicksal ....

Das Moskauer politische Polizeisystem ging darauf aus, in unserem Volk jeden Keim einer selbständigen Entwicklung zu ersticken. Wir stellen aber die Tatsache fest, daß die anderthalbhundertjährigen andauernden Bestrebungen Moskaus, das ukrainische Volk zu denationalisieren, kläglich mißlungen sind, denn unsere Nation bewahrte voll ihre nationale Individualität. Daß sie aber kulturell nicht derartige Fortschritte machen konnte, wie es die Fähigkeiten der Ukrainer erwarten lassen – das ist das Verdienst der Moskauer Kulturträger!

Selbstverständlich schlief der politische Gedanke unserer Intelligenz nicht; von ihrer Arbeit zeugen die langen Reihen von Namen der Ukrainer, welche in Sibirien und in den Kerkern schmachten mußten.

Das ukrainische Volk stand unter dem Drucke einer – sogar in Rußland als Ausnahmsgesetz betrachteten – Verfügung vom Jahre 1876, die folgendes besagt:

„Seine Majestät geruhte zu verfügen:

1. Die Einfuhr von ukrainischen Druckschriften, seien es Bücher oder Broschüren, die im Auslande erscheinen, wird ohne besondere Genehmigung der Hauptzensurbehörde verboten.

Empfohlene Zitierweise:
Menschen- und Völkerleben 1 (1916), Heft 6/7. Langguth, Esslingen am Neckar 1916, Seite 120. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Menschen-_und_Voelkerleben_1916_Heft_6-7.pdf/14&oldid=- (Version vom 24.2.2024)