Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

den Steinen zwei Stelzen hervor, die aus dicken Buchenästen ganz primitiv hergestellt waren.

„Mistre, Braanken sein Gespenst gewesen …!“

Ich machte ein recht verblüfftes Gesicht, schüttelte dann aber energisch den Kopf. „Das ist ausgeschlossen, Coy!“

Der lachte in seiner oft so überheblichen Art leise auf. „He – wer Stelzen hier verstecken, – he?! Sein neu, die Stelzen, mit Messer geschnitten, breite Klinge, – nennen Bowiemesser, die Amerikaner. War Braanken, Mistre … Nicht glauben?“

„Ein Blinder kann unmöglich Stelzen schnitzen und …“

Coy sah mich mit unendlich frecher Geringschätzung an. „Hören gut zu, Mistre Olaf Karl. Braanken sein verbündet mit Tehuelchen, dreckige Schweine … Er haben Mistre weggelockt, damit Pferde stehlen. Sehr einfach.“

„Mein lieber Coy, das sind Vermutungen deinerseits. Und die Beweise?“

Ein triumphierendes Funkeln seiner schwarzen listigen Augen machte mich stutzig. Er bückte sich wieder und brachte aus demselben Versteck – ein weißseidenes langes Damennachthemd zum Vorschein, hauchdünne feinste Seide, fraglos einst Eigentum einer der schwerreichen Chileninnen, die allen Luxus Pariser Überkultur längst nach ihrer Heimat importiert haben. Das Hemd war nicht neu. Was mir sofort außerdem noch auffiel, waren ein paar bräunliche Flecke an den Spitzen des Halsausschnittes: verfärbtes Blut! – Unwillkürlich dachte ich da an den Mädchenkopf in Spiritus, verwarf diesen Zusammenhang jedoch sofort wieder und schaute Coy verwirrt an, der

Empfohlene Zitierweise:
Max Schraut: Mein Freund Coy. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1929, Seite 51. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Mein_Freund_Coy.pdf/51&oldid=- (Version vom 1.8.2018)