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Wir ritten im Schritt. Coy führte den dritten Gaul an der Leine. Der Himmel verhieß für den beginnenden Tag nichts Gutes. Die Sonne, die bereits über dem Horizont stehen mußte, war durch fahle Wolkenfetzen verdeckt, die sich immer mehr ausbreiteten. Der Wind pendelte hin und her. Bald kam er von West, von Ost, von Süd. Nur die Nordrichtung mied er.

„Gibt Sandsturm,“ sagte Coy und zeigte nach Norden, wo die Wellenebene sich in die Unendlichkeit Patagoniens verlor. „Trab weiter, Mistre … Wenn Wind wie Uhrzeiger, sehr faul sein, sehr böse … Hier zu offenes Gelände. Näher an Berge heran.“

Also Trab …

Die Gäule drängten von selbst vorwärts, waren sichtlich nervös und fielen immer wieder in Galopp.

Die Felsengruppe kam in Sicht. Mit einem Male hatte jede Luftbewegung aufgehört. Zwei Minuten später nahte von Norden her eine so merkwürdige Erscheinung, daß ich unwillkürlich meinen Braunen anhielt.

Die Steppe, wie schon erwähnt, hatte nur vereinzelte Flächen gelbbraunen, harten Grases. Dort, wo der kahle, leicht rötliche oder gelbliche Sand frei zutage trat, tanzten kleine Kegel von aufgewirbelten Sandkörnchen dahin – auf uns zu, – einer neben dem andern, die meisten kaum einen Meter hoch … Das war jedoch nur der Vortrab. Hinterher erschienen bereits weit ansehnlichere vorwärtsgleitende Sandfontänen in endloser Reihe, tief gestaffelt. Die bis dahin leblose Ebene war plötzlich zu einem unheimlichen Dasein erwacht. Es war, als ob Geister aus der Tiefe

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Max Schraut: Mein Freund Coy. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1929, Seite 34. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Mein_Freund_Coy.pdf/34&oldid=- (Version vom 1.8.2018)