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halb vier morgens beim ersten Dämmerschein erklärte der als Ortskundiger nie versagende Coy dicht vor einem Waldstreifen, daß die Tehuelchen nun in nächster Nähe sein müßten.

Um es gleich im voraus zu bemerken: diese Tehus würden in keiner Weise mehr dem Ideal eines romantischen Knaben von wilden Indianern entsprechen. Die Zeiten, wo die eingeborenen Stämme Südamerikas ein Räuberleben führten, sind längst dahin. Gewiß, zuweilen erinnern sie sich wohl noch an die blutigen Taten ihrer Vorfahren, aber gefährlich sind sie kaum mehr, wenn man ihnen nur von vornherein mit dem nötigen Selbstbewußtsein gegenübertritt.

Trotzdem waren wir vorsichtig. Wir schlichen durch die Waldkulisse – und sahen ein paar verglimmende Feuer vor uns, sonst nichts. Aber an einer einzelnen Buche standen drei Gäule kurz mit Lassos angebunden: unsere Pferde und das des Tehuelchen, der meinem Coy entkommen war!

Coy machte ein verdutztes Gesicht. Dann lief er vorwärts. Die vielfachen Spuren des Lagers waren noch vorhanden, die Tehus selbst ausgekniffen. Ihre Wachen mußten uns rechtzeitig bemerkt haben.

Coy schimpfte wie ein Rohrspatz. Er hätte den Zauberer zu gern seinen Lasso schmecken lassen.

„Mistre, verfolgen?“ fragte er dann.

„Wozu, Coy?!“

„Haben recht … Zurückreiten … Dreckige Tehus mögen laufen …“

Auf ungesattelten Pferden zu reiten ist ein mäßiger Spaß. Außerdem hatte sich der Morgenwind auch zum netten Sturm gemausert und trieb uns fliegende Sandwolken entgegen.

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Max Schraut: Mein Freund Coy. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1929, Seite 33. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Mein_Freund_Coy.pdf/33&oldid=- (Version vom 1.8.2018)