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Ich lauschte …

Um mich her war Grabesstille. Nur das Knistern und Zischen der zahlreichen Harzfackeln und das unregelmäßige Fallen der Tropfen von der Eisdecke bildeten die einzigen stärkeren Geräusche.

Und doch war’s um mich her wie ein beständiges Wispern und Raunen ferner unverständlicher Stimmen. Es war das Gletschereis, es war diese ungeheure Eismasse, die unter dem Einfluß der Sonnenstrahlung in ihren verschieden dicken Schichten sich dehnte und allerlei Töne hervorbrachte.

Dann der schwache ferne Knall einiger Schüsse. Ich warf noch einen Blick auf den Freund, nahm die Büchse und eilte in die blaugrüne Dämmerung des Eissäulenganges hinaus. Vor mir lag Braankens Leiche auf dem Rücken. Seine rechte Hand war unter die Lederjacke geschoben. Im letzten Todeskrampf noch hatte der Unglückliche seines Weibes gedacht und ihr Bild aus der Innentasche halb hervorgeholt und mit zuckenden Fingern zusammengedrückt. Sein gesprenkeltes Gesicht zeigte einen unbeschreiblich schmerzlichen Ausdruck. Die Augen waren weit aufgerissen, und die Pupillen vollkommen klar, ohne jeden milchigen Überzug. Und auch diese Augen bestärkten mich noch in der erschütternden Annahme, daß der umnachtete Geist dieses Bedauernswerten noch kurz, ganz kurz vor dem Antritt der ungewissen Wanderung in ein ungewisses Jenseits zu voller Klarheit sich geläutert habe, daß Braanken den hinterlistigen zwecklosen Schuß auf Coy Cala klaren Geistes bereut habe.

Menschenschicksale fernab vom Alltag …

Hier ein Toter, der in den glutheißen Gefilden

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Max Schraut: Mein Freund Coy. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1929, Seite 161. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Mein_Freund_Coy.pdf/161&oldid=- (Version vom 1.8.2018)