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Waden zogen sich in Krampfanfällen schmerzhaft zusammen.

Vor uns das hohle, dumpfe Brausen eines neuen Wasserfalles. Eine scharfe Krümmung und wir sahen ihn vor uns.

Da machte Coy halt, wandte sich um.

Ich starrte empor zum grellen Sonnenlicht, wischte mir die Augen.

Ich habe vieles in meinem Leben gesehen, was mich entzückte, was mich in unverfälschter Naturschönheit schwelgen ließ. Nichts von alledem vergleichbar mit dem Anblick, der mir hier beschert wurde.

Dreißig Meter vor uns ein senkrechter Abhang, gekrönt von blendendem Schnee und Eis …

Und über diesen Abhang ragte wie ein ungeheures Glasrohr einer mächtigen Wasserleitung eine Eisspitze des Gletschers tief hinab, und aus ihrer drei Meter weiten runden Öffnung schoß das klare Gletscherwasser in den Abgrund zu unseren Füßen hinunter, verwandelte ihn in einen schäumenden See mit einem brausenden Abfluß.

Vielleicht vierzig Meter war diese Steilwand hoch, vielleicht zehn die Gletscherzunge lang – das Glasrohr – durchsichtig, blau-grün, violett, dunkelgrün – in allen Farben im Sonnenlicht schimmernd.

Und im Sonnenlicht spielten auch die Wasserstäubchen dieser Gletscherbachquelle in allen Regenbogenfarben. – Ein Jammer, daß Worte so wenig eindrucksvoll sind, wenn es gilt, die Eigenart eines Landschaftsbildes wiederzugeben. Nur ein Gemälde hätte dieses Wunder von Farbenpracht und berückender Seltsamkeit getreulich gezeigt. Ich bin weder Maler noch Schriftsteller. Ich bin Olaf Karl Abelsen oder El Gento, und

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Max Schraut: Mein Freund Coy. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1929, Seite 148. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Mein_Freund_Coy.pdf/148&oldid=- (Version vom 1.8.2018)