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Ich hatte laut genug gesprochen, daß auch die übrigen Thoneca mich verstanden haben mußten, so weit sie eben dieses merkwürdige Kauderwelsch beherrschten. Tuluma prüfte die wilden Gesichter seiner Untertanen, und dieser fragende Blick rief sofort ein lebhaftes Beifallsgemurmel hervor, das mir äußerst angenehm um die Ohren brummte. Meine Diplomatie hatte gesiegt. Die Warnung vor den chilenischen Kavalleristen war nicht spurlos an diesen Kriegern vorübergegangen, die dem Ideal eines nordamerikanischen Apachen oder Komanchen auch in dem Punkte nicht mehr ganz entsprachen, daß sie eben ihre Karabiner doch lieber auf einen Pampashirsch als auf einen Menschen richteten, von der lieben Sitte des Skalpierens schon ganz abgesehen.

Jedenfalls: Der Pakt wurde zwischen dem Alten und mir durch Handschlag feierlich besiegelt, und mein Ersuchen, Mastilo nun schleunigst von dem Condornest wieder herabzuholen, fand willige Ohren.

Da es mir ein Rätsel war, wie die Thonecas den Chilenen überhaupt dort nach oben auf die Granitsäule, die mindestens vierzig Meter hoch war und selbst für einen Guanaco niemals zu erklimmen gewesen wäre, hinaufgeschafft hatten, begleiteten Coy und ich das halbe Dutzend Thonecas bis zur oberen Terrasse, wo Coy mir zuraunte: „Mistre Olaf Karl, sehr gut so sein – sehr gut!“ – Nun, diese Anerkennung war mir ziemlich gleichgültig, weit wichtiger das Tun der sechs Krieger, von denen der eine jetzt seine Bola, den Lasso mit den fünf Enden und fünf Bleikugeln, wie ein Jongleur um eine Felszacke schleuderte, nach oben turnte und die Geschichte

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Max Schraut: Mein Freund Coy. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1929, Seite 134. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Mein_Freund_Coy.pdf/134&oldid=- (Version vom 1.8.2018)