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der Titel wurde mir von anderer Seite verliehen – von meinen braunen Freunden, die den Menschen lediglich nach Mannestüchtigkeit einschätzten.

Das Hopfentau wuchs und gedieh, obwohl mir die zerkratzten und zerstochenen Finger verdammt wehtaten. Immer neue Ranken mußte ich mir erobern. Das Material war immer schnell verbraucht.

Ich maß nun die Länge. Recht anständig: acht Meter! Ich flickte noch drei Meter an, und ich war stolz auf mein Werk. Von Kälte und Modergestank spürte ich nichts mehr. Ich war so eifrig bei der Arbeit, daß ich geradezu erstaunt war, als ich meine Taschenuhr befragend, an den Leuchtpünktchen erkannte, wie spät oder besser früh es geworden: halb vier!

Und da wurde mir klar, daß droben, wo unsere Hütte stand, inzwischen unfehlbar sich Dinge ereignet haben müßten, die es meinen Freunden unmöglich machten, nach mir Ausschau zu halten. Meine Wache hatte ja nur bis drei dauern sollen. Und wenn meine Uhr auch nicht mehr zur allgemeinen Benutzung an der Zeltstange hing, so hatten meine Freunde doch einen so unfehlbaren Zeitsinn, daß sie längst bemerkt haben mußten, daß ich nicht rechtzeitig meinen Nachfolger Chubur geweckt hatte. Mein Fehlen war ihnen unbedingt schon aufgefallen, unbedingt, – wenn sie eben noch … lebten!

Mit einem Schlage erwachte da in mir die ernsteste Sorge um das Wohlergehen derer, die schon mehr als einmal für mich Kopf und Kragen drangesetzt hatten.

Was zögerte ich noch?! Ich hatte ein Tau,

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Max Schraut: Mein Freund Coy. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1929, Seite 104. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Mein_Freund_Coy.pdf/104&oldid=- (Version vom 1.8.2018)