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und hinter der grünen Blattmauer verschwand. Obwohl ich diesen dritten Fremden, der hier genauso unvermutet wie der Blinde und der Tehu auftauchte, nur Sekunden vor mir gehabt hatte, war ich doch überzeugt, daß es sich um ein in einen praktischen Reitanzug gekleidetes Weib, um eine blondhaarige Europäerin handelte. Sattel und Zaumzeug ihres Pferdes waren niemals indianische Arbeit, die großen gelben Satteltaschen erst recht nicht, und unter dem breitrandigen Hut hatte ich das Haar hell und golden schimmern sehen, hatte auch den bestimmten Eindruck, daß es ein jugendlich-frisches, leicht gebräuntes Antlitz von angenehmen Zügen gewesen war.

Eine Europäerin hier in der Wildnis – hier, wo die nächsten Weißen Hunderte von Kilometern weiter östlich am Gallegos-Fluß wohnten?!

Merkwürdig – sehr merkwürdig!! Durfte ich etwa die Reiterin ebenfalls mit dem Blinden in Zusammenhang bringen?! War auch sie der Fährte dieses verwahrlosten armen blinden Steppenwanderers gefolgt?!

Die ganzen Umstände dieses Vorspiels eines Erlebnisses, dessen fernere Auswirkungen ich auch nicht im geringsten jetzt schon vorausahnen konnte, waren seltsam genug, – so seltsam, daß sie auch mir, dem Anspruchsvollen, die Nerven ein wenig ins Schwingen brachten. –

Coy hatte Pech. Diese Pampasgäule haben feine Nasen. Und man kann nicht sagen, daß Coy nicht duftete. Tran, Blut, Tabak, Sprit, – es war schwer, die einzelnen Gestankwolken, die seinem speckigen Lederwams entströmten, auseinanderzuhalten. Sauberkeit war meines Freundes Stärke nicht. Aber lügen, stehlen, saufen, das

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Max Schraut: Mein Freund Coy. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1929, Seite 10. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Mein_Freund_Coy.pdf/10&oldid=- (Version vom 1.8.2018)