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49. Die drei Raben. Mündlich aus Bühl. Bei Grimm entsprechen: die sieben Raben, Nr. 25. Die zwölf Brüder, Nr. 49, und die sechs Schwäne Nr. 9. In den märkischen Sagen von Kuhn, das Märchen Nr. 10: vom Mädchen, das seine Brüder sucht. Ferner Sagen, Märchen u. s. w. aus Sachsen und Thüringen von E. Sommer, Nr. 11, die beiden Raben. Im Norwegischen bei Asbjörnsen und Moe Bd. 2, Nr. 3, die zwölf wilden Enten. Im Pentamerone Nr. 38, die sieben Tauben.

50. Der Schatz im Keller. Mündlich aus Derendingen. Verwandt sind die zwölf Geister im Schloß Nr. 32. Der erlöste Kapuziner Nr. 44. und der Klosterbarbier Nr. 45.

51. Der faule Frieder. Mündlich aus Dußlingen.

52. Hans holt sich eine Frau. Mündlich aus Bühl. In Grimm’s Märchen entspricht Nr. 32, der gescheidte Hans.

53. Simson, thu dich auf. Mündlich aus Pfullingen. Leider unvollständig. Die Bedeutung der Königin, wer sie eigentlich gewesen u. s. w., war der Erzählerin nicht mehr klar. In Grimm’s Märchen entspricht der Simeliberg, worin 12 Räuber hausen. Das Märchen scheint aus einer deutschen Zwergsage entstanden zu sein, jedoch wohl nicht ohne Einwirkung der arabischen Erzählung von den 40 Räubern. Der Name „Semsi“ (bei Grimm) und Simson erinnern zu stark an den arabischen Felsen Sesam. Vgl. 1001 Nacht, 374-368.

54. Der lustige Ferdinand, oder der Goldhirsch. Mündlich aus Bühl. In Wolf’s deutschen Hausmärchen stimmt damit überein „der goldene Hirsch.“ Wahrscheinlich liegt ein alter Göttermythus zu Grunde, dessen Deutung ich im Folgenden kurz versuchen will.

Der goldene Hirsch wäre wohl mit dem goldborstigen Eber zu vergleichen, den der nordische Freir, der deutsche Fro, besitzt, zumal auch sonst der Hirsch, wie es scheint, dem Freir als dem Gott der Jagd heilig war. Dieser Gott, heißt es in der Edda: „herrscht über Regen und Sonnenschein und über das Wachsthum der Erde; ihn soll man anrufen um Fruchtbarkeit und Frieden.“ Freir ist nicht eigentlich Sonnengott, obwohl er in inniger Beziehung zur Sonne steht. Er ist vielmehr die in den Erdschooß herabstrahlende, die Winterriesen besiegende und die Erde befruchtende Sonnenkraft; oder, er ist die die Erde durchdringende Zeugungskraft der Sonne, eine Anschauung, welche der goldborstige, erdwühlende Eber trefflich symbolisirt. Seine Gemahlin Gerda, deren

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Ernst Meier: Deutsche Volksmärchen aus Schwaben. Scheitlin, Stuttgart 1852, Seite 311. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meier_Volksm%C3%A4rchen_aus_Schwaben_311.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)