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aber warf er einen noch viel größeren Haß auf den Bedienten, der sein Schwiegersohn geworden, und suchte ihn auf eine andre Art zu Grunde zu richten. Er that um der Leute willen, als ob er mit der Heirath einverstanden sei, zumal da die Tochter sich ganz glücklich fühlte, sagte aber zu seinem Schwiegersohne: „Ich gebe nur unter der Bedingung meine Einwilligung, daß Du mir nachträglich noch eine Feder aus dem Schwanz des Vogel Strauß holst.“ O, das wollte er recht gern thun, sagte der Schwiegersohn. „Und für mich,“ sagte die Gräfin, „frag den Vogel Strauß, wo mein Trauring geblieben sei.“ Das wollte er auch wohl thun, sagte er, und nahm Abschied von seiner jungen Frau und machte sich sogleich auf den Weg. Da freute sich der Graf schon im Stillen; denn er meinte nicht anders, als der Vogel Strauß werde ihn zerreißen und auffreßen.

Wie er nun schon ein gut Stück Wegs zurückgelegt hatte, kam er durch ein Dorf; und als die Leute ihn fragten, wo er hin wolle? und er es ihnen sagte, da baten sie ihn: „O frag doch den Vogel Strauß auch, warum denn unser Dorfbrunnen gar nicht mehr laufen will.“ Ja, das wollte er thun, sagte er und gieng weiter. – Nachdem er wieder eine weite weite Strecke gegangen war, kam er an einen breiten Fluß, über den führte keine Brücke; aber ein Mann stand da, der mußte jeden, der daher kam, hinübertragen und trug auch den Burschen sogleich hinüber und fragte ihn dann, wo er hinreise? „Zum Vogel Strauß,“ sagte er. „O so vergiß doch nicht und frag ihn, wie lange ich hier noch die Menschen hinüber tragen müße und wann ich endlich

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Ernst Meier: Deutsche Volksmärchen aus Schwaben. Scheitlin, Stuttgart 1852, Seite 275. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meier_Volksm%C3%A4rchen_aus_Schwaben_275.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)