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Ruthen so wie während des Schlagens kein Wörtchen rede; sonst sei alles umsonst. – Darauf führten sie ihn in ein Schloß und durch viele Gänge hindurch vor eine eiserne Thür und sagten: „diese Thür mußt Du öffnen, wenn Du die drei Schläge gethan hast; dann wirst Du einen großen Schatz hier finden und den darfst Du mitnehmen und behalten; nur mußt Du ja nichts reden!“

Nein, das wollte er auch gewiß nicht thun, sagte der Schäfer, und versprach Alles genau auszuführen, um die drei Jungfrauen zu erlösen: schnitt vor Sonnenaufgang die drei Holderstecken und that an drei Freitagen vor Sonnenaufgang mit jedem Stecken einen Schlag auf den Boden an dem bezeichneten Platze; darauf sprangen die drei Thiere auf ihn zu: am ersten Freitag eine Schlange, am zweiten eine Krott, am dritten ein Skorpion. Dann gieng er vergnügt in’s Schloß, um den Schatz zu holen, und fand auch die eiserne Thür und machte sie auf. Da sah er aber an einem Zwirnsfaden einen gewaltigen Mühlstein über seinem Haupte hängen, daß ihm unversehens der Ausruf: „O Jes!“ entfuhr. Da war auf Einmal Alles verschwunden. –

Als der Schäfer am folgenden Tage ganz betrübt mit seiner Heerde wieder in das Thal zog, kamen auch die drei Jungfrauen weinend und wehklagend zu ihm her und sagten: „Nun müßen wir noch unerlöst umherschweben, bis eine Eichel von jenem Baume fällt und daraus eine Eiche und aus der Eiche eine Wiege wird; das erste Kind, welches man in diese Wiege legt, das kann uns dann erst erlösen.“

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Ernst Meier: Deutsche Volksmärchen aus Schwaben. Scheitlin, Stuttgart 1852, Seite 98. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meier_Volksm%C3%A4rchen_aus_Schwaben_098.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)