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Wolfswalde nur recht, daß Euch Niemand finden kann, denn sonst ist es aus mit uns.“

Das Alles hatte sich der König wohl gemerkt. Und als nun am andern Morgen das alte Mütterchen ihm sagte: für das Nachtquartier, das sie ihm gegeben, müße er in den nächsten drei Nächten ihre Pferde hüten, so sagte der König ja, das wollte er wohl thun und blieb da und bekam am Abend drei prächtige Pferde, die sollte er auf der Wiese weiden laßen. „Sieh aber wohl zu, daß Dir keins verloren geht!“ sagte das alte Mütterchen, und der König meinte, er wolle wohl Acht geben, trieb die Pferde auf die Wiese und wandte kein Auge von ihnen ab.

So weideten die Pferde einige Stunden lang ganz ruhig, indem der König immer dicht bei ihnen blieb; aber auf einmal waren alle drei verschwunden und nirgends mehr zu sehen noch zu hören. „Wie wird dir’s gehen?“ dachte der König, und suchte die Pferde überall bis daß der Tag anbrach. Da überfiel ihn eine große Angst und er seufzte: „wenn jetzt nur der Wolfskönig da wäre und dir helfen könnte.“ Kaum hatte er das Wort gesagt, so stand der Wolfskönig auch schon da und fragte ihn, was er wünsche. Der König klagte ihm seine Noth; der Wolfskönig aber beruhigte ihn und gieng fort und sandte sechstausend Diener aus, die mußten den ganzen Wolfswald durchlaufen und durchsuchen; fanden aber die Pferde nicht und kamen leer wieder heim. Darauf schickte der Wolfskönig zwölftausend Diener aus und befahl ihnen streng, daß sie die Pferde finden müßten und nicht ohne dieselben wieder heimkommen

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Ernst Meier: Deutsche Volksmärchen aus Schwaben. Scheitlin, Stuttgart 1852, Seite 35. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meier_Volksm%C3%A4rchen_aus_Schwaben_035.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)