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Prinz war abgewiesen worden, da kamen eines Tags drei vornehme Brüder, von denen hieß der eine Donner, der andre Blitz und der dritte Wetter, und bewarben sich um die drei Schwestern. Allein sie erhielten dieselbe Antwort wie die früheren Freier; blieben aber doch in der Nähe des Schloßes wohnen und gaben sich Mühe, daß sie so oft als möglich die schönen Prinzessinnen zu sehen kriegten.

Da geschah es eines Tags, als der König eben verreist war, da drangen die drei Brüder in’s Schloß, nahmen jeder eine der Schwestern, und dann gieng’s zu Pferde und davon durch Felder und Wälder, daß Niemand wußte, wo sie geblieben waren. Der König aber war ganz untröstlich, als er heimkam und seine drei Schwestern nicht mehr da fand. Er machte sich sogleich auf den Weg, um sie zu suchen, und sollte er gehen bis an’s Ende der Welt.

Nach langer langer Zeit kam er endlich in einen großen Wald, und gieng immer weiter fort, und sah sich überall nach seinen Schwestern um; konnte aber nirgends auch nur die geringste Spur von ihnen entdecken. – Auf einmal traf er ein schönes Schloß mitten im Walde, und wie er darauf zugieng, rief ihm aus dem Fenster eine Stimme entgegen: „O Bruder! zu einer unglücklichen Stunde bist Du ausgezogen und hieher gekommen! Mach, daß Du fortkommst. Es wohnt hier der Blitz, und der ist mein Mann. Wenn er heimkommt und Dich findet, wird er Dich umbringen.“ Und wie der König diese Worte hörte und genau hinsah, erkannte er seine älteste Schwester, und freute sich über die Maßen und wollte nicht von ihr weichen, sie mochte ihm

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Ernst Meier: Deutsche Volksmärchen aus Schwaben. Scheitlin, Stuttgart 1852, Seite 30. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meier_Volksm%C3%A4rchen_aus_Schwaben_030.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)