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ihn doch behalten möge, so gab er’s endlich zu und sagte: „Nun, so magst Du bleiben und kannst dem Gärtner helfen und Mist und Waßer tragen; aber die Schaafe kann ich Dir nicht länger laßen.“ Das war dem Burschen ganz recht, und so half er dem Gärtner bei seiner Arbeit.

Da geschah es, daß die Zeit nahe war, wo der Edelmann seine Tochter dem Teufel übergeben sollte, wie der Böse sich’s ausbedungen hatte. Darüber entstand große Trauer im Schloß, und der Edelmann hatte keine Ruhe und Rast, und klagte dem Gärtner seine Noth. Der aber wußte auch keinen Rath, und erzählte seinem Gehülfen die Geschichte und sagte: „morgen muß unser Herr seine Tochter dem Teufel übergeben und auf den Berg bringen; wer da helfen könnte, der hätte auch sein Glück gemacht.“ „Wie war das?“ fragte der junge Bursch und ließ sich die ganze Geschichte noch einmal genau erzählen. Darauf sagte er nichts mehr. Es fiel ihm wieder ein, was er in den drei Schlößern gelesen hatte, und er nahm sich auch sogleich vor, daß er die Jungfrau erlösen wollte; denn er hatte Mitleiden mit ihr, da er sie oftmals gesehen hatte, und sie so brav und wunderschön war. Deshalb begab er sich am folgenden Morgen in das nächste Thal, gieng in das Schloß und dann in das Zimmer, trank die Flasche Wein aus, nahm das Wammes des Riesen und hieng sich’s um, obwohl es ihm viel zu weit und zu lang war, und wie ein Mantel auf die Erde hieng; endlich nahm er auch das Schwert, setzte sich auf den Schimmel und jagte davon dem Berge zu, wo der Teufel die Jungfrau holen wollte. Und wie er

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Ernst Meier: Deutsche Volksmärchen aus Schwaben. Scheitlin, Stuttgart 1852, Seite 6. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meier_Volksm%C3%A4rchen_aus_Schwaben_006.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)