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„Ach, meine geliebte Tochter!“ rief er aus, indem er sie umarmte, und ihr Gesicht mit seinen Thränen benetzte; „kannst Du meine Grausamkeit vergessen? Ich wollte Deinen Tod, weil ich mir einbildete, Dein Traum bedeute mir den Verlust meiner Krone. Und das soll er auch bedeutet haben. Deine beiden Schwestern sind verheirathet; jede trägt eine Krone, die meinige soll für Dich seyn!“ Mit diesen Worten nahm er sie von seinem Haupte, und setzte sie seiner Tochter auf. „Es lebe die Königinn Hulda!“ rief er aus, und der ganze Hof stimmte mit ein. Ihre Schwestern eilten herbei, und umarmten sie. Alles war voll Freude und Jubel. Nur Prinzessinn Hulda war, mitten im Genusse ihres Glücks, nicht ganz heiter: denn sie dachte an den Hauptmann, dem sie ihr Leben zu danken hatte, erfuhr aber auf ihr Befragen nach ihm, daß er schon todt sey.

Als man sich zu Tische setzen wollte, gab die Prinzessinn zu verstehen, daß sie nicht länger verweilen dürfe, indem sie um den König Widder in Sorge war, der sich wegen ihres Ausbleibens beunruhigen möchte. Man bat sie aber so herzlich und dringend, daß sie dem allgemeinen Wunsche nachgab, und sich mit der Gesellschaft an der Tafel niederließ.

Nun begehrte der König zu erfahren, was für Abentheuer seiner geliebten Tochter seit dem Tage begegnet wären, an welchem er den grausamen Befehl, sie zu tödten, gegeben hatte. Er gab Hulda seinen Wunsch zu erkennen, und diese erzählte sogleich Alles, was sich mit ihr zugetragen hatte, worüber der König und sämmtliche anwesende Gäste in große Verwunderung geriethen.

Als sie eben von dem Widder erzählte, der sie so bereitwillig und zuvorkommend aufgenommen, und dabei seine Güte und Treue rühmte, und die Zärtlichkeit, mit welcher