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mich leicht in Versuchung führen, meine Einsamkeit zu verlassen, und Dinge zu unternehmen, die mich nur unglücklich machten.“

Die Fee hörte Rosimond mit Wohlgefallen an, und sagte: „Nun gut, wenn du den Ring nicht behalten willst, so will ich ihn deinem Bruder Bramint geben; wir wollen sehen, was für einen Gebrauch der davon machen wird.“

Hierauf begab sie sich in den königlichen Palast, und erschien dem Bramint in der Gestalt einer alten häßlichen Frau, in zerlumpter Kleidung, und sagte: „Ich habe deinem Bruder den Ring, welchen ich ihm gegeben, und wodurch er sich so beliebt und berühmt gemacht hat, weggenommen, und übergebe ihn dir hiemit. Bedenke dich nun wohl, welchen Gebrauch du von demselben machen willst; dem Guten ist er nützlich, aber dem Bösen zum Verderben.“

Bramint hüpfte vor Freuden, und antwortete lachend: „Nur her damit, Mütterchen! ich werde wahrhaftig nicht so ein Narr seyn, wie mein Bruder, der den Prinzen zurückholte, da er hätte an seiner Stelle König werden, und dies große Reich beherrschen können.“ – Die Fee sagte kein Wort, und verschwand.

Bramint war nun auf nichts bedacht, als sich durch seinen Zauberring immer mehr Reichthum und Macht zu verschaffen, und alle seine boshaften Begierden zu befriedigen. Er schlich sich ungesehen in die Häuser, verrieth seine vertrautesten Freunde, entwendete Gelder und die kostbarsten Sachen, und offenbarte selbst die wichtigsten Geheimnisse des Königs. Seine unsichtbaren Verbrechen setzten jedermann in Erstaunen.

Der König, welcher seine Unterthanen sehr liebte, und sogar sich selbst verrathen sah, wußte anfangs nicht, was er von allen diesen geheimen Uebeln und Schandthaten denken