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ihn sein Bruder Bramint nur noch mehr, und ersann eine schändliche Lüge, um ihn unglücklich zu machen.

Rosimond hatte nämlich einen guten Freund, den Sohn des Nachbars, der ein großer Feind seines Vaters war. Beide Freunde kamen oft zusammen, denn sie waren einander sehr zugethan und ergeben. Bramint nahm daher Gelegenheit, seinen Bruder Rosimond bei dem Vater zu verleumden und anzuschwärzen. Er erzählte ihm, daß Rosimond nur deswegen so oft in des Nachbars Haus ginge, um ihm alles zu hinterbringen, was in ihrem Hause vorgehe. Das verdroß den Vater, und er verbot daher Rosimond, mit seinem Freunde umzugehen und zu sprechen. Darüber freute sich Bramint, und ersann nun eine noch schändlichere Lüge. Er sagte zu seinem Vater, Rosimond sey wieder in des Nachbars Haus gewesen, und da sey er ihm heimlich nachgeschlichen, und habe gehört, wie Rosimond dem Nachbar versprochen habe, daß er ihn, den Vater, bei einer guten Gelegenheit vergiften wolle.

Als der Vater dies hörte, ward er sehr zornig, und mißhandelte den armen unschuldigen Rosimond auf das grausamste, sperrte ihn darauf drei Tage lang in eine finstere Kammer, und jagte ihn dann aus dem Hause, mit der Drohung, ihn ums Leben zu bringen, wenn er sich unterstände, ihm jemals wieder vor die Augen zu kommen.

Rosimond ging nun, von seiner Mutter betrauert, weinend fort, ohne zu wissen, wohin. Nach langem Umherirren kam er gegen Abend in einen großen Wald. Hier überfiel ihn die Nacht; er legte sich im Eingange einer dunkeln Höhle auf weiches Moos, am Ufer eines klaren Baches, der aus der Höhle floß, und schlief vor Müdigkeit bald ein.

Als er mit Anbruch des Tages erwachte, erblickte er eine schöne Frau in Jagdkleidern, die auf einem weißen