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nein! Ihr sollt nicht sterben; ich will Euch wieder zu Euern Kindern bringen, die ich vor der Wuth Eurer Schwiegermutter verborgen habe; der Alten aber werde ich eine Hirschkuh zubereiten, vielleicht daß sie auch dies Mal den Betrug nicht entdeckt.“

Er führte hierauf die Königinn in die Kammer zu ihren Kindern, die ihr mit großer Freude um den Hals fielen; dann richtete er eine Hirschkuh zu, und brachte sie der Alten, die sie, in der Meinung, daß es die junge Königinn sey, sehr begierig verzehrte. Nun nahm sie sich vor, dem Könige bei seiner Rückkehr vorzureden, daß seine Gemahlinn nebst den beiden Kindern von den Wölfen angefallen und aufgefressen worden wären.

Als sie aber eines Abends in den Höfen des Schlosses umherschlich, und in das Hintergebäude kam, wo der Haushofmeister wohnte, hörte sie, wie der kleine Tag weinte, weil seine Mutter ihm die Ruthe geben wollte, denn er war ungehorsam gewesen; auch die Stimme der kleinen Aurora hörte sie, die für ihren Bruder um Verzeihung bat.

Da ward nun das alte böse Weib gewaltig grimmig, daß man sie so hintergangen hatte, und befahl gleich am andern Morgen mit einer fürchterlichen Stimme, vor welcher Alles zitterte, daß man mitten auf den Hof einen großen Bottig setzen sollte, den sie mit Schlangen, Kröten, Eidechsen und Vipern anfüllen ließ. In diesen Kübel sollte dann die arme Königinn mit ihren beiden Kindern, und dem gutmüthigen Haushofmeister sammt dessen Frau und Magd, gestürzt werden.

Schon standen die Unglücklichen mit auf den Rücken gebundenen Händen da, und schon waren die Henker im Begriff, sie in das abscheuliche Gefäß zu werfen, als plötzlich der König, den man noch gar nicht erwartet hatte, in den Hof geritten kam. Er war ganz erstaunt über das