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sagte freundlich das Mütterlein, „das könnt Ihr nicht wissen, bis Ihr es nicht versucht habt.“ Die Prinzessinn wollte es versuchen, nahm der Alten, lebhaft und neugierig wie sie war, die Spindel weg, – stach sich damit in die Hand, und – versank sogleich in einen Todesschlaf.

Laut rief nun die erschrockene Alte um Hülfe. Von allen Seiten lief man herbei, und versuchte, die Prinzessinn wieder in’s Leben zurück zu bringen; aber Alles war vergebens! Der König, welcher an die Weissagung der Fee gedachte, und sich damit tröstete, daß dies Alles so hätte kommen müssen, ließ seine Tochter in das schönste Zimmer des Schlosses bringen, und auf ein Paradebett von lauter Gold- und Silberstoff legen. Da lag sie nun, schön wie ein Engel: denn der Todesschlaf hatte ihre blühenden Farben nicht verwischt; noch glühten ihre Wangen wie Incarnat, und ihre Lippen wie Korallen; nur die Augen waren geschlossen, und an den leisen Athemzügen bemerkte man, daß sie nur schlief, und nicht todt war.

Bald erschien auch die gute Fee, welche durch ihre Fürsorge den Tod von der Prinzessin gewendet hatte. Sie war mit Allem, was der König angeordnet hatte, sehr wohl zufrieden; da sie aber eine kluge und voraussehende Person war, so glaubte sie, es möchte die Prinzessinn in einige Verlegenheit setzen, wenn sie nach hundert Jahren aufwachte, und sich dann so allein in dem großen Schlosse sähe. Was that sie? Sie nahm ihr Zauberstäbchen, und berührte Alle, die im Schlosse waren, – nur den König und die Königinn nicht, – die Hofmeisterinnen, die Ehrendamen, die Kammerfrauen und Kammerherren, die Offiziere, Hausmeister, Köche, Küchenjungen, Laufburschen, Wachen, Schweizer, Pagen, Bediente, sogar die Pferde im Stalle, mitsammt den Knechten, die Hunde auf dem Hofe und das Schooßhündchen der Prinzessinn, welches auf ihrem Bette