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Schelm gar schlimm bei seinen bösen Brüdern, obgleich die Mutter vor ihrem Tode diese recht herzlich ermahnt hatte, den lieben kleinen Bubu ja in Acht zu nehmen, und ihn brüderlich zu behandeln.

Die beiden ältesten Brüder theilten unter sich Alles, was die Mutter hinterlassen hatte; aber dem kleinen Bubu gaben sie auch nicht einen Heller. Sie thaten gar nicht, als ob es ihr Bruder wäre, und ließen sich von ihm aufwarten, wie von einem Bedienten; auch mußte er ihnen die Stiefel wichsen, und ihre Kleider ausbürsten. Das machte dem kleinen Burschen viele Mühe, aber er verrichtete sein Geschäft doch ganz zur Zufriedenheit der Brüder, denn mit seinen kleinen scharfen Taubenaugen sah er jedes Sandkörnchen auf den Stiefeln, jedes Stäubchen an den Kleidern.

Bubu hatte schon gelernt, daß Jeder, der essen und trinken wolle, auch arbeiten müsse, darum beklagte er sich nicht, wenn es ihm auch bei seiner Arbeit oft recht sauer wurde; nur das schmerzte ihn, daß er von seinen Brüdern so hart und unbrüderlich behandelt wurde. Er durfte nicht mehr mit ihnen, wie bei den Lebzeiten seiner Mutter, an dem Tische, oder vielmehr auf dem Tische sitzen, sondern sie stellten ihm sein Essen, wie einem Hunde, in einem kleinen Schüsselchen auf den Boden, und wenn er etwas versehen hatte, so wurde er halbe Tage lang in den Bierkrug eingesperrt, oder bekam die Ruthe, wie ein kleines Kind, ob er gleich schon sechszehn bis siebzehn Jahre alt war.

Dies Alles schmerzte ihn nicht wenig, und er nahm sich mehr als ein Mal vor, davon zu laufen, wenn er nur gewußt hätte – wohin.

Eines Tages, da die Brüder ihre Wohnung verändern wollten, und eben aufräumten, fanden sie in einem Winkel die blaue, versiegelte Schachtel. Es war ein Zettel darauf