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waschen, unsichtbare Hände bedienten sie, kleideten sie an, ringelten ihre Haare, und putzten sie auf das Schönste aus. Dann hielt ihr das Mütterchen einen Spiegel vor, und sagte: „Nun, wie gefällst du dir so?“ Käthchen erstaunte über sich selbst, und bewunderte sich mit vieler Eitelkeit; selbst die Mädchen in der Stadt dünkten sie schlecht dagegen angezogen zu seyn.

Waldweibchen führte sie wieder in den Saal zurück, wo eine Menge junger, und eben so schön geschmückter Mädchen versammelt war, die sogleich auf Käthchen zugingen, sie umarmten und küßten, und ihr versprachen, das Leben so heiter zu machen, daß sie sich nicht wegsehnen sollte. Dann flochten sie ein Kränzchen von grünen Blättern in ihre Locken, und reichten ihr allerhand köstliche Früchte und Leckereien dar, welche Käthchen um so begieriger verzehrte, da sie dergleichen Süßigkeiten noch nie genossen hatte.

Endlich, da sich Alle müde fühlten, sagten sie freundlich einander gute Nacht, und Käthchen, zufrieden und glücklich durch ihre neue Lebensart, entschlief unter süßen Träumen, und wurde am folgenden Morgen erst spät durch ihre Gespielinnen geweckt, welche mit ihr einen Spaziergang machen wollten. Schnell war sie in ihren Kleidern, und nun zogen sie zusammen fort.

Der Palast des Waldweibleins war in einem Thale, welches mit den schönsten und mannichfaltigsten Blumen geschmückt war; aber Käthchen kannte keine derselben; sie bemerkte weder das bescheidene Veilchen, noch die Lilie der Unschuld, noch die Rose der kindlichen Liebe. Alle Blumen hier waren von hochrother und gelber Farbe, oder aschgrau und braun. Anfangs schienen sie ihr nicht so schön, als die andern Mädchen behaupteten, und nur nach und nach erhielten sie mehr Reiz für sie.

Bäche flossen hier und dorthin, mit lieblichen Gebüschen