Seite:Maehrchenkranz fuer Kinder 054.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Da kam der Vogel herunter geflogen; der Müller aber mit seinen Knappen setzten Hebebäume unter, und hoben den Stein mit großer Mühe von der Erde. Da steckte der Vogel seinen Hals durch das Loch in der Mitte, und hing ihn um sich, wie einen Halskragen. Damit flog er wieder auf den Baum, so leicht, als ob es eine Feder wäre, und sang:

Meine Mutter schlug den Kopf mir ab,
Des Vaters Magen ward mein Grab;
Marlenechen, mein Schwesterlein,
Legt’ in ein Tüchlein mein Gebein,
Und grub es auf des Hofes Raum,
Wohl unter dem Maßholderbaum;
Tireli, tireli, seht mich,
Was für ein schöner Vogel bin ich!

Als er das Lied zu Ende gesungen hatte, breitete er die Flügel aus, und flog davon, die goldene Kette in der rechten Klaue, die Schuhe in der linken, und den Mühlstein um den Hals. So nahm er seinen Flug zurück in die Stadt, und setzte sich auf den Maßholderbaum auf dem Hofe seiner Aeltern.

Die saßen um den Tisch in der Stube, und der Vater sagte: „Mir ist so leicht und so froh zu Muthe, als wenn ich ein großes Glück zu erwarten hätte.“ – „Nein, nein!“ antwortete die Mutter, „mir ist so angst, als wenn ein schweres Gewitter am Himmel stände!“ – Marlenchen aber weinte, und ließ das Tuch nicht von den Augen, so daß es so naß wurde, als wenn es im Wasser gelegen hätte.

Mittlerweile hob der Vogel sein altes Lied an; und als er die Worte sang:

Meine Mutter schlug den Kopf mir ab,

da hielt sich die Mutter die Ohren zu, und kniff dicht die Augen zusammen, damit sie nichts hörte und sähe. Aber