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aber schien gar warm, und der Himmel war mit tausend und tausend silberweißen Wölkchen bedeckt.

„Was sind denn das für Schäfchen?“ fragte das Kind.

„Das sind Himmelsschäfchen,“ sagte die Mutter, „die treibt ein freundlicher Hirte auf die Weide, und wenn es vorher lange geregnet hat, und die Silberschäfchen kommen an den Himmel, so scheint gewiß die liebe Sonne bald wieder.“

„Ach Mutter,“ sagte das Kind, „kauf mir doch ein Silberlämmchen.“

„Das kann ich nicht,“ sprach die Mutter, „denn auf der Erde giebt es keine solche schöne Schaafe, die giebt’s nur am Himmel, und der Hirte, der sie weidet, hat alle seine Schäfchen gezählt, und giebt keines davon her.“

„Ach, bitte ihn einmal darum,“ sagte das Kind. – Da versprach die Mutter, den Hirten darum zu bitten, und sie gingen mit einander heim.

Das Kind aber konnte die Himmelsschäfchen nicht vergessen, und wenn auch die Mutter, um es zu beruhigen, sagte, sie hätte den Schäfer vergeblich darum gebeten, so verlangte es nur um so begieriger ein Schläfchen, und ward endlich krank vor Sehnsucht und Bekümmerniß. „Ich will ja gewiß recht gut und brav seyn,“ sagte das Kind, „aber gieb mir nur ein Himmelsschäfchen.“

Da ward aber die Mutter um ihr Kind sehr besorgt, und sie ging hin zu einem Manne, der verfertigte ihr ein ganz kleines Schäfchen von Holz mit einem goldenen Halsbändchen, und strich es an mit Silberfarbe. Das brachte die Mutter dem Kindchen, und sagte: „Hier hast du ein Himmelsschäfchen, das hat mir ein Mann gebracht.“ Aber das Kindchen sprach: „Das ist kein Himmelsschäfchen; die Himmelsschäfchen sind viel größer und schöner; gieb mir ein Himmelsschäfchen!“