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auf mein Grab, und wenn du etwas wünschest, schüttle daran, so sollst du es haben, und wenn du sonst in Noth bist, so will ich Dir Hülfe schicken, – nur bleibe fromm und gut.“ Nachdem sie das gesagt, that sie die Augen zu und starb. Das Kind aber weinte, und pflanzte ein Bäumlein auf ihr Grab, und besuchte es fleißig.

Der Schnee deckte ein weiß Tüchlein auf der Mutter Grab, und als die Sonne es wieder weggezogen hatte, und das Bäumchen zum zweiten Male grün geworden war, da nahm sich der Mann eine andere Frau. Die Stiefmutter aber hatte schon zwei Töchter von ihrem ersten Manne, die waren von Angesicht schön, von Herzen aber stolz und böse.

Als nun die Hochzeit gewesen, und alle drei in das Haus gefahren kamen, da ging schlimme Zeit für das arme Kind an. „Was macht der garstige Unnütz da in der Stube?“ sagte die Stiefmutter. „Fort mit ihr in die Küche! wenn sie Brot essen will, muß sie es erst verdient haben; sie kann unsere Magd seyn.“

Da nahmen sie der Stieftochter die Kleider weg, und zogen ihr einen alten, grauen Rock an. „Der ist gut für dich!“ sagten sie, und lachten sie aus, und führten sie in die Küche. So mußte das Kind die schwersten Arbeiten thun, früh aufstehen, Wasser tragen, Holz holen, Feuer anmachen, kochen, waschen, wobei ihr die Stiefschwestern noch das ausgesuchteste Herzeleid anthaten, sie verspotteten und ihr Erbsen und Linsen in die Asche schütteten, die sie wieder auslesen mußte. Wenn sie sich nun des Tages müd’ und matt gearbeitet hatte, und der Abend kam, so durfte sie in kein Bett sich legen, sondern mußte in der Küche bleiben, und sich daselbst neben dem Heerde in die Asche legen. Und weil sie dabei immer in Staub und Kohlen umherwühlte, und schmutzig aussah, so gaben sie ihr den Schimpfnamen: Aschenbrödel.