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Grasmückchen suchte vergeblich nach seiner Mutter, sie war nirgend zu finden. Die Nachtigallen blieben aber so lange hier, bis in ihrer Heimath der Winter vorbei war, und auf der Insel der Herbst anfing; da flogen sie wieder zurück, die Nachtigallen-Königinn aber flog voraus.

Ehe sie nun über das große Meer flogen, machten sie einmal Halt, und setzten sich am Ufer nieder, um Kräfte zur Ueberfahrt zu sammeln. Da scharrte Grasmückchen ein wenig im Sand, und fand zwei schwarze, glänzende Kugeln. Die, dachte sie, will ich mitnehmen, und will sie dem Knaben schenken, der mich gefüttert und gepflegt hat. Sie nahm sie also in ihre Klauen, und flog mit ihnen über das Meer in ihre Heimath.

Als sie hier ankam, war auch der Frühling gekommen. Da schien nun die Sonne so freundlich durch das Fensterlein, hinter welchem Grasmückchens Mutter im Käfig gefangen saß; sie wäre aber gar gerne draußen gewesen in der frischen, freien Luft. Das merkte der Knabe, und hing den Käfig vor das Fenster, und die Grasmücke wurde gar lustig und munter. Da sah sie eine andere Grasmücke herbeifliegen, die hatte zwei schwarze Kugeln in ihren Krallen; es war aber ihr Töchterlein, das junge Grasmückchen. Da rief sie schnell: „Mach auf, mach auf!“ Das kleine Grasmückchen schob schnell den Riegel vor dem Thürchen zurück, und husch! flog die Alte heraus. Als sie sich nun einander wieder sahen, da weinten beide vor Freude, und erzählten sich auf einem nahen Baume Alles, was ihnen seitdem begegnet war.

Hierauf sagte die Alte: „Willst Du nicht dem Knaben, der mich den ganzen Winter über gefüttert hat, eine von den Kugeln schenken? Du hast ja noch eine.“

„Ach, ja!“ sagte klein Grasmückchen, und flog hin zum Käfig, und legte die eine Kugel in’s Nestchen. Dann