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gefallenen treuen Gatten und Vater Major v. Schlieben. An seinem Geburtstage, 19. 9. 14. Es ist die Ruhestätte des gefallenen Kommandeurs des Bataillons, dessen vierte Kompanie Hauptmann Knahts geführt hatte. Major v. Schlieben war am nahen Waldrande gefallen im Augenblicke, wo er sorglos eine Zigarre anzünden und den Gefechtsbefehl für sein Bataillon ausgeben wollte. Er war aus dem schützenden Walde herausgetreten und sofort von französischen Schützen aufs Korn genommen worden. Von einer Kugel in die Stirne getroffen war er tot zusammengebrochen.

Wenige Schritte abseits der Straße liegt im Grunde des Waldtälchens die Mühle von Serrouville mit dazugehörenden Wohn- und Wirtschaftsbaulichkeiten. In diesem Gehöfte war am 22. August der Hauptverbandplatz der Deutschen. Hier lagen am Abend des Schlachttages wohl an die tausend Verwundete, Deutsche und Franzosen, die Schwerverwundeten unter Dach und Fach auf Matratzen und Stroh gebettet, viele leichter Verwundete in den Scheunen oder im Obstgarten oder im Hofraume. Hierher war auch Hauptmann Knahts gebracht worden. Er rühmt die Hilfsbereitschaft der Müllersleute, welche ihr Möglichstes taten, um die Not der Verwundeten zu lindern; er lobt besonders die werktätige Hilfe der Frauen. Da kommen sie auch schon herbei, der Müller, die Müllerin, ihre Tochter und deren Freundin und ein kleiner Junge. Zutraulich lassen sie sich in ein Gespräch ein, die Müllerin will

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Karl Müller: Kriegsbriefe eines neutralen Offiziers. Velhagen & Klasing, Bielefeld ; Leipzig 1915, Seite 82. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:M%C3%BCllerKriegsbriefe.pdf/86&oldid=- (Version vom 1.8.2018)